Kleinbauern fordern Beteiligung

Der Widerstand gegen Land- und Wasserraub in Senegal nimmt zu

  • Martin Zint, Weltfriedensdienst
  • Lesedauer: 3 Min.
Internationale Agrarinvestoren haben längst ein Auge auf das fruchtbare Land am Senegalfluss geworfen. Mariam Sow kämpft, unterstützt vom Weltfriedensdienst, gegen Land- und Wasserraub.

»Ihr wollt Tomaten aus Senegal? Könnt ihr haben! Wir haben so viele Kleinbauer die Tomaten anbauen, wir müssen nur die nötigen Strukturen schaffen, dass diese Tomaten auch vermarktet werden können. Auf keinen Fall müsst ihr dafür unser Land kaufen, es durch Monokulturen auslaugen, mit Pestiziden vergiften und in wenigen Jahren, wenn hier nichts mehr wächst, woanders das gleiche Unheil anrichten.« Mariam Sow, Präsidentin des senegalesischen Bauernverbandes ENDA/Pronat, ist in ihrem Element, wenn sie über das Thema spricht, das sie in letzter Zeit besonders beschäftigt: Land- und Wasserraub. Die großen fruchtbaren Flächen am Senegalfluss und sein Wasserreichtum wecken die Begehrlichkeit internationaler Firmen. Sie erwerben oder pachten riesige Flächen, auf denen sie unter anderem Monokulturen zur Produktion von Biosprit anlegen. Die Folgen dieser zunächst hochgelobten Investitionen für die Menschen vor Ort sind Thema einer Reise nach Berlin, Bonn und Brüssel, die der Weltfriedensdienst für Mariam Sow organisiert hat. In Gesprächen mit Abgeordneten und Mitarbeitern der einschlägigen Ministerien, aber auch in Schulen und öffentlichen Veranstaltungen, spricht sie die Verantwortung der internationalen Gemeinschaft für das Phänomen des Land- und Wasserraubes an. Schließlich sind es die Staaten Europas, die profitieren. Bis zu fünf Prozent des europäischen Spritbedarfs soll über Treibstoffe aus Biomasse gedeckt werden. Diese wächst größtenteils auf afrikanischem Boden. Nach Angaben des Internetportals landmatrix.org sind in Senegal gegenwärtig 260 000 Hektar zum Anbau von energiespendenden Pflanzen an internationale Unternehmen verkauft oder langfristig verpachtet. Das entspricht der Größe des Saarlandes, wobei Senegal etwa halb so groß ist wie Deutschland.

Diese Zahlen bringen Mariam Sow in Wallung. »Niemand hat das Recht, seinen Energiebedarf auf Kosten unserer Lebensmittelversorgung zu decken!« sagt sie. Besonders bitter ist es, dass die Firmen wenig Know-how mitbringen. Die senegalesisch/italienische Firma Senathol versuchte am Senegalfluss Sonnenblumen anzubauen - und scheiterte. Die sozialen und ökologischen Folgen dieses schief gegangenen Versuches tragen die Anwohner, Kleinbauern die ihr Land verloren haben. Und dies unter wenig transparenten Bedingungen. »Die Firmen versprechen Arbeitsplätze, aber wir wollen Arbeitsplätze die den Regeln der Internationalen Arbeitsorganisation entsprechen. Das ist meistens nicht der Fall«, sagt Sow. Die Politik ihres Staates müsse die Kleinbauern schützen. Sie sind es, die langfristig die Menschen satt machen. »Mit ein bisschen Glück bekommt ein Tagelöhner sechs Euro pro Tag. Was ist das gegen den Verlust seines Landes?«, fragt Mariam Sow. »Die Bauern müssen sich in den Dörfern organisieren und die Firmen sie über ihre Vorhaben informieren. Was bedeuten sie für unsere Ländereien? Was für den Zugang zu Wasser? Und zwar für die nächsten 50 bis 100 Jahre. Das müssen die Betroffenen vorher wissen - und sie müssen sich dazu äußern dürfen. Wenn man uns nicht hört, dann müssen wir uns wehren«, sagt sie. Und fügt hinzu: »mit politischen Mitteln, kreativ und gewaltfrei«.

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