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2013 im Rückblick

  • Gabriele Oertel
  • Lesedauer: 2 Min.

Was für ein Jahr haben wir hinter uns! Aber seien wir ehrlich: Mit einer 13 konnte es ja nicht gut gehen. Ein Superjahr sollte es werden - und wurde doch nur wie all die anderen Superjahre zuvor. Aber immerhin: 2013 war uns als Superwahljahr versprochen worden. Dieses Versprechen wurde prompt eingelöst. Und das nicht nur wegen dreier Landtagswahlen, in denen - zugegeben - die Kanzlerin allerhand hinzuzulernen hatte. Wegen einer fehlkalkulierten Leihstimmenkampagne der CDU zugunsten der siechenden FDP verlor sie Niedersachsen an die SPD. Ihre ohnehin nervende kleine Schwesterpartei in Bayern schaffte doch wieder die absolute Mehrheit - und trumpft seither entsprechend auf. Und in Hessen kann Angela Merkel studieren, ob Schwarz-Grün in der Fläche funktioniert.

Doch all das Gerangel in der Provinz kommt nicht annähernd an das Theater heran, das uns mit der Bundestagswahl geboten wurde und in einen Politikstillstand nie erreichten Ausmaßes mündete. Als wir den mit Abstand langweiligsten Wahlkampf - der sich zäh durch den ganzen Sommer zog und lediglich durch ein paar typische Steinbrücks aufgelockert worden war - endlich hinter uns hatten, begann eine neue Hängepartie. Nachdem das Siegesgeheul in der CDU-Zentrale und der Katzenjammer bei den Sozialdemokraten verklungen waren, verbrachten Union und SPD ein ganzes Viertel des verrückten 13er Jahres mit ihren monströsen Koalitionsverhandlungen - um sich, kaum war die Tinte unter ihrem Vertrag trocken, wie die Kesselflicker um dessen Festlegungen zu fetzen.

Ob Mindestlohn, Maut, Gesundheit oder Rente - dass sich Dutzende von Politikern wahlweise im hauptstädtischen Konrad-Adenauer- oder Willy-Brandt-Haus viele Nächte um die Ohren schlugen, um zusammenzuschustern, was nicht zusammen gehört, taugt längst zum Treppenwitz. Es scheint, als sei das im Herbst bis zum Abwinken demonstrierte Gute-Laune-Potenzial der Unter-, Mittel- und Chefhändler noch vor dem Arbeitsbeginn der Großen Koalition gänzlich aufgebraucht. Und nicht auszuschließen ist, dass die Regierung der Elefanten nicht erst 2017 im Porzellanladen endet.

Es muss ja nicht gleich im nächsten Jahr sein. Denn wenn auch die gute Nachricht lautet, dass das gefühlte politische Endlos-Jahr 2013 nur noch Stunden währt - so gibt es doch eine schlechte Botschaft. 2014 steht nicht nur die Europawahl im Mai auf dem Terminkalender, sondern auch zehn Kommunalwahlen kreuz und quer durchs einig Vaterland. Und im Spätsommer bzw. Herbst werden in Sachsen, Thüringen und Brandenburg neue Landtage gewählt. Verkneifen wir es uns, schon wieder von einem Superwahljahr zu reden. Schließlich haben wir damit gerade unsere Erfahrungen gemacht. oer

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