Einbrecher an Erich Mielkes Bunker

  • Rainer Funke
  • Lesedauer: 2 Min.
Das im Volksmund als »Mielke-Bunker« bezeichnete unterirdische Geheimobjekt bei Biesenthal (Barnim) ist um die Jahreswende von Einbrechern heimgesucht worden.

Der Bunker mit zwei Etagen stammt noch aus der Zeit des Kalten Krieges und ist fast das gesamte Jahr über ringsum gegen jegliches Eindringen auf vielerlei Weise gesichert. Den auch für Laien erkennbaren Spuren nach hatten die Täter etwas abseits im Wald einen Biwak aufgeschlagen und von dort aus jeweils ihre Einbruchsversuche gestartet.

Allerdings wurde offenbar kein geeigneter Zugang gefunden, so dass Stahltüren von Lagerhallen und anderen Bauten, die einst als Tarnung dienten, mittels Trennschleifer oder Schweißgeräten zerstört, mit Sand zugeschüttete Zugänge freigelegt. Die über dem tatsächlichen Zugang aufgelegten etwa acht Tonnen schweren Betonplatten und weitere Sicherungen im Bauwerk ließen die Einbrecher letztlich scheitern.

Heutiger Eigentümer der Bunkeranlage ist die Bio-Masse-Verarbeitung GmbH. Das einstige Militärobjekt liegt unter Verschluss am Rande des weitläufigen Betriebsgeländes und wird deshalb nur unregelmäßig kontrolliert. Deswegen weiß niemand so ganz genau, wann es zu dem Einbruch gekommen ist. Laut Geschäftsführer Gerd Ehrig war dies nicht der erste Versuch, in den Bunker einzudringen. Es gibt solche Versuche zwei- bis dreimal im Jahr, und das seit dem Jahr 2002, ohne dass die Täter zu fassen wären. Weshalb er den Fall diesmal erst gar nicht angezeigt hat. »Warum soll ich zur Polizei gehen, die nimmt die Sache auf und nach einiger Zeit erhalte ich die Mitteilung, dass der Vorgang eingestellt wurde«, sagt Ehrig.

Bei dem Bauwerk handelt es sich um die einstmalige Führungsstelle des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit im Falle eines Krieges. Das Objekt galt nach Analysen von Experten als technisch fortgeschrittenster Bunker der DDR. Es konnte etwa 185 Personen aufnehmen und wurde, bedingt durch die politischen Turbolenzen um anno 1989 nicht offiziell eingeweiht. Zuletzt beherbergte der Bunker einen Bundeswehrtrupp, der den Bau 1993 an eine zivile Firma übergab. Hernach wurde der Bunker verschlossen.

Über die Motive der Einbrecher lässt sich nur spekulieren. Sicherlich gehören Abenteuerlust und Neugier dazu. Außerdem kursieren Gerüchte, nach denen sich goldene Medaillen des Ministeriums für Staatssicherheit, anlässlich des 40. Jahrestages der DDR gefertigt, das weltberühmte Bernsteinzimmer und Goldbarren im Bunker befinden. Je mehr man das bestreite, umso weniger werde es geglaubt, heißt es. Von Einbrüchen sind auch andere Eigentümer und Betreiber von Bunkeranlagen im Land Brandenburg betroffen, so unter anderem die aus Prenden, Harnekop, Garzau und Kunersdorf. Das Objekt in Biesenthal wird zweimal jährlich (am 26./27. April sowie am 4./5. Oktober) zu Kontrollbegehungen geöffnet. Interessierte dürfen teilnehmen.

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