Dorfrat in Indien lässt Frau vergewaltigen

»Strafe« für Beziehung mit Jungen aus anderem Ort

  • Lesedauer: 2 Min.

Kolkata. Auf Beschluss des Dorfrats ist in Indien eine junge Frau einer Gruppenvergewaltigung ausgeliefert worden. Die Misshandlung durch etwa ein Dutzend Männer wurde vom Dorfrat von Subalpur in Westbengalen als Strafe verhängt, weil die 20-Jährige eine Affäre mit einem jungen Mann aus einem Nachbardorf hatte, wie der Bezirkspolizeichef am Donnerstag sagte. Politiker aller Lager verurteilten die Tat.

»Das Mädchen wurde von mehreren Männern vergewaltigt, weil sie eine Affäre mit einem Jugendlichen aus einer anderen Gemeinde hatte und die vom Dorfrat verhängte Geldstrafe nicht zahlen konnte«, sagte Polizeichef C. Sudhakar. Das unverheiratete Mädchen vom Stamm der Santhal und der Junge, ein Muslim aus einem nahe gelegenen Dorf, seien vor den Rat gezerrt und an zwei Bäume gefesselt worden.

Als die Eltern der Frau zu erkennen gegeben hätten, dass sie die Strafe von umgerechnet 295 Euro nicht aufbringen könnten, habe der Rat die Vergewaltigungsstrafe ausgesprochen, hieß es. Der junge Mann sei unter der Auflage freigelassen worden, seine Strafe binnen einer Woche zu begleichen. Die Vergewaltigung wurde demnach am Dienstag in einer Hütte in dem Dorf verübt.

Insgesamt 13 von der Frau identifizierte Verdächtige, darunter der Vorsitzende des Dorfrats, seien festgenommen worden, teilte die Polizei weiter mit. Sie mussten am Donnerstag vor einem Gericht in der nahen Stadt Bolpur erscheinen, das ihnen eine Freilassung auf Kaution verwehrt habe. Die junge Frau wurde in ein Krankenhaus des Bezirks Birbhum gebracht.

Fernsehbilder zeigten die Frau mit einem Tuch um den Kopf. »Sie haben mich vergewaltigt, alle waren sie im Alter meines Vaters«, sagte sie mit leiser Stimme. Stammes- und Kastenräte haben vor allem in Teilen Nordindiens starken Einfluss auf das gesellschaftliche Leben. Regelmäßig verhängen sie für bestimmte »Verfehlungen« harte Strafen.

Immer wieder für Schlagzeilen sorgen Gruppenvergewaltigungen. Ein besonders schwerer Fall ereignete sich am 16. Dezember 2012 in der Hauptstadt Delhi. Sechs Männer hatten sich an einer 23-jährigen Studentin vor den Augen ihres Freundes in einem Bus vergangen und sie so schwer misshandelt, dass sie knapp zwei Wochen später starb. Das Verbrechen wühlte die indische Öffentlichkeit auf und trieb tausende Menschen zu Protesten gegen die sexuelle Gewalt gegen Frauen und die Gleichgültigkeit der Behörden auf die Straßen. Die Politik reagierte mit der Einführung der Todesstrafe bei Vergewaltigungen mit Todesfolge. Dennoch wurden immer wieder schwere Sexualverbrechen begangen. AFP/nd

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