Unnötige Wut

REZENSION

  • Elfi Schramm
  • Lesedauer: 2 Min.

Der erfahrene Neurowissenschaftler der Universität Wien und Psychiater Raphael M. Bonelli hat viele Menschen mit Schuldgefühlen auf seiner Couch gehabt und darüber ein Buch geschrieben. Darin werden unterschiedlichste Fälle vorgestellt: Die korpulente Patientin, die der Familie Schuld gibt an ihrem Gewicht. Der überführte Dopingsünder, der sich als Opfer der Medien sieht. Der cholerische Familienvater, der das Verhalten seiner Kinder verantwortlich macht für seine Wutausbrüche. Sie sind nur drei von vielen Beispielen.

Bonellis Therapievorschläge beruhen darauf, dass jeder selbst dafür verantwortlich ist, wie er mit bestimmten Situationen umgeht. Wer sich eigene Fehler eingestehen und in verzwickten Situationen locker bleiben kann, macht sich das Leben leichter und lebt gesünder. So wie im Fall des Familienvaters, der einen Wutanfall bekam, weil die Tochter sein Auto und der Sohn sein Fahrrad genau in dem Moment benutzt hatten, als er eines von beiden dringend selbst benötigt hätte. Er hätte lediglich im rechten Moment an seinen einsamen Bruder denken müssen, dann wäre ihm schlagartig klar gewesen, dass er ein glücklicher Mensch ist, weil solche Situationen eben nur in Familien auftreten können. Das Fazit: Wutanfälle sind nicht nötig. Sachlich kann mit den Kindern geklärt werden, dass gewisse Absprachen getroffen werden müssen, um unnötige Aufregungen zu vermeiden.

Die 45 Fälle sind interessant beschrieben und gut analysiert. Sicher kann sich der Leser in der einen oder anderen Situation wiedererkennen.

Raphael M. Bonelli: SELBER SCHULD!. Pattloch Verlag, 335 S., geb., 19,99 €.

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