Sieben Tage, sieben Nächte

  • Lesedauer: 2 Min.

Können Sie sich noch erinnern, was zu Wochenbeginn in aller Munde war? Nein? Ihnen kann geholfen werden. Da beschäftigte die Nation zunächst heftigst der Rücktritt des ADAC-Chefs nach tagelangen immer neuen Enthüllungen über den allzu kreativen Umgang mit Zahlen, Rankings und Hubschraubereinsätzen. Dann waren da die Debatten um Steuerhinterziehungen von prominenten Zeitgenossen, diesmal unter besonderer Berücksichtigung eines ausgedehnten Skiurlaubs von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit. Und da waren endlich die ersten - und vor allem für die Deutschen - erfolgreichen Wettkämpfe in Sotschi, die die meisten dort weilenden hiesigen Journalisten von diversen Klo-Innenansichten, Matratzenprüfungen und Türschließproben ablenkten. Schließlich kam der »Fall« Edathy, der sich binnen Tagen zu einer veritablen Regierungskrise entwickelte - und alle vorangegangenen Hysterien in den Schatten stellte. Der gelbe Engel ist abgetaucht und kaum einen interessiert mehr, wie es beim über 100 Jahre alten Automobilclub nun weitergeht. »Emma«-Herausgeberin Alice Schwarzer und Ex-Kulturstaatssekretär André Schmitz schicken Dankgebete gen Himmel, dass sie endlich aus den Schlagzeilen sind. Und Athleten aus aller Welt brauchen längst nicht mehr auf Fragen zu antworten, ob und wie ihnen Höchstleistungen ausgerechnet im demokratieschwächelnden Russland gelingen können und erfreuen sich sichtbar an den Spielen.

Während die mediale Öffentlichkeit von Skandal zu Skandal rast - immer auf der Jagd nach einem neuen Kick - bleibt mehr als das Kurzzeitgedächtnis auf der Strecke. Was sind angesichts bizarrer Enthüllungen und schillernder Auf- und Abstiege aus der Welt der Mächtigen und Reichen so langweilige Themen wie Krise, Europa oder Demokratie? Was unsere kleinen Sorgen - um die berufliche Zukunft und eine angemessene Bezahlung, um die Rente, um die Pflege? NSU und NSA war gestern. Um Flüchtlingstragödien, Kriege und die Klimakatastrophe können wir uns morgen wieder kümmern. Jetzt aber wollen wir wissen, wer wann mit wem und warum. Ist diese Neugier irgendwann gestillt, wartet ganz bestimmt der nächste Aufreger auf uns.

Dass der Journalismus im Zeitalter der neuen Medien schneller geworden ist, soll hier nicht beklagt werden - es ist das Geschäft von Medienleuten, Neuigkeiten zu verbreiten und Fehlentwicklungen aufzudecken. Aber es gehört auch zu diesem Geschäft, die Geschichte hinter der Nachricht zu erzählen, nach Hintergründen und Mechanismen zu suchen, Zusammenhänge herzustellen. Sie finden dafür einige Beispiele in diesem wochen-nd. oer

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal