Unabhängig durch Erwerbsarbeit

Noch immer leben nur 45 Prozent der Frauen von ihrem eigenen Lohn / Familienministerin kündigt zwei Gesetze zur Gleichstellung an

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) will noch in diesem Jahr zwei Gesetze gegen die Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt auf den Weg bringen. Wie Schwesig der Onlineausgabe der in Berlin erscheinenden Tageszeitung »neues deutschland« sagte, betrifft dies das Gesetz zur Förderung von Frauen in Führungspositionen sowie Eckpunkte zum Entgeltgleichheitsgesetz. »Es ist gut, dass immer mehr Frauen von ihrer eigenen Erwerbstätigkeit leben können. Aktuelle Zahlen zeigen aber, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt immer noch benachteiligt sind und insbesondere in Führungspositionen unterrepräsentiert sind«, sagte die Ministerin.

Zuvor hatte das Statistische Bundesamt mitgeteilt, dass lediglich 45 Prozent der Frauen im Jahr 2012 ihren Lebensunterhalt durch eigene Erwerbsarbeit decken konnten. 1996 betrug die Quote noch 39 Prozent. Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben sich für Frauen in den letzten Jahren also ein wenig verbessert.

Für Ulle Schauws, frauenpolitische Sprecherin der Grünen Bundestagsfraktion, ist dies kein Grund zur Genugtuung: Trotz einer Steigerungsrate von sechs Prozent innerhalb von 16 Jahren zeige sich, »dass immer noch mehr als die Hälfte der Frauen ihren Lebensunterhalt nicht durch eigene Erwerbs- und Berufstätigkeit decken kann«, sagte sie dem »nd«. Annähernd jede fünfte Frau war 2012 auf Einkünfte von Angehörigen angewiesen (18 Prozent). Auch dieser Anteil hat in den vergangenen Jahren abgenommen - 1996 war noch fast jede vierte Frau vor allem von ihrem Ehe- oder Lebenspartner abhängig (24 Prozent).

Auch der Anteil der erwerbstätigen Frauen hat in den vergangenen Jahren zugenommen, fand eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Price Waterhouse Coopers (PWC) heraus. So waren 2012 72 Prozent aller deutschen Frauen im Erwerbstätigenalter berufstätig. Allerdings hatten laut der PWC-Erhebung nur 62 Prozent der erwerbstätigen Frauen einen Vollzeitjob.

Von einer Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt könne daher keine Rede sein, kritisierte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Noch immer verdienten zwei Drittel der Frauen nicht genug, um mit ihrem Einkommen ihre Existenz sichern zu können, erklärte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. Die Gewerkschaften fordern von der Bundesregierung schnellstmöglich die Einführung des Mindestlohns und eine Reform der Minijobs. Die Grünen setzen auf eine bessere Vereinbarung von Familie und Beruf, und »gesetzliche Regelungen zur Beseitigung der Entgeltdiskriminierung von Frauen«, wie Schauws erklärte. sot

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal