Slowakisches Duell geht in Runde zwei

Kopf-an-Kopf-Rennen bei Präsidentschaftswahl zwischen Regierungschef Robert Fico und Millionär Andrej Kiska

  • Jindra Kolar, Prag
  • Lesedauer: 3 Min.
Nach der ersten Runde der slowakischen Präsidentenwahlen gehen der Sozialdemokrat Robert Fico und der Finanzunternehmer Andrej Kiska in die Stichwahl.

Die Meinungsforscher hatten in ihren Prognosen die beiden am Sonnabend siegreichen Kandidaten in der ausgezählten Reihenfolge auf die ersten Plätze gesetzt, also Fico vor Kiska. Allerdings sagten sie einen deutlicheren Abstand voraus - der amtierende Regierungschef Fico lag danach bei 36 Prozent, Kiska bei 27 Prozent. Erreicht haben sie 28 bzw. 24 Prozent. So ist die erste Überraschung des Urnengangs also, dass der Kandidat der Smer-SD deutlich schwächer abschnitt, als nach seiner durchaus erfolgreichen Regierungspolitik eigentlich anzunehmen war. Der Partei- und Regierungschef sprach in einem ersten Interview dann auch von der »Bürde des Favoriten«.

Die zweite Überraschung ist, dass der Finanzunternehmer und Gründer des karitativen Werks »Dobry Anjel« (Guter Engel), vor einem Jahr im Lande fast gänzlich unbekannt, mit solch geringem Abstand hinter Fico lag. Kiska, der vor allem in den westslowakischen Wahlkreisen einschließlich der Hauptstadt Bratislava die Wähler für sich gewinnen konnte, wird als unabhängiger Vertreter in einer korrumpierten Parteienlandschaft wahrgenommen, ähnlich wie der Drittplatzierte, der Verfassungsrechtler Radoslav Prochazka (21 Prozent).

Die Wahlbeteiligung in dieser ersten Runde war mit nur 43,4 Prozent der Stimmberechtigten so schlecht wie das Wetter am Wahltag. Vor fünf Jahren lag sie im ersten Durchgang bei 47,94 Prozent. »Ich gehe davon aus, dass unsere Bürger die Stichwahl ernster nehmen werden, und rechne mit einer Beteiligung von mindestens 55 Prozent«, erklärte Robert Fico am Wahlabend im slowakischen Fernsehen RTVS. Der Premier gibt sich optimistisch, dass ihm die Bürger letztlich auch das Vertrauen als Präsident erweisen werden. Er sehe keinen Grund, die Taktik in den nächsten 14 Tagen zu ändern. Doch auch sein Gegenspieler Andrej Kiska sieht durchaus Chancen, den Platz im Grasalkovic-Palais einzunehmen. »Die Menschen schätzen mich als eine Person, die ihre Kompetenz sowohl auf dem Gebiet der Wirtschaft als auch im Gesundheits- und Sozialsystem nachgewiesen hat«, meinte Kiska im Fernsehauftritt am Wahlabend. Zudem könne er garantieren, ein unabhängiger Präsident für alle Slowaken zu sein.

Beide Kandidaten stehen nun vor der Frage, wie sie die Wähler der übrigen zwölf im ersten Wahlgang angetretenen Bewerber für sich gewinnen können. Fico suchte schon im Vorfeld den Kontakt zur Christlich-Demokratischen Bewegung (KDH). Doch deren Kandidat kam gerade einmal auf 3,3 Prozent der Wählerstimmen. Der Kandidat der Kommunisten musste sich sogar mit 0,6 Prozent der Stimmen begnügen.

Sollte es Kiska schaffen, die Stimmen der anderen unabhängigen Kandidaten auf sich zu vereinigen, könnte der 50-jährige Millionär am Ende der vierte Präsident der Slowakei und der erste parteiunabhängige werden. Einige der jetzt Unterlegenen haben ihm bereits Unterstützung zugesagt. Sollte Fico am 29. März in der Stichwahl scheitern, werde er trotzdem weiter regieren, erklärte der Ministerpräsident. Dafür seien er und die Sozialdemokraten 2012 mit deutlicher Mehrheit gewählt worden.

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