Jupiter sagt Pollux gute Nacht

Der Sternenhimmel im April bringt eine Sonnen- und eine Mondfinsternis - leider nicht für Europa

  • Hans-Ulrich Keller
  • Lesedauer: 4 Min.
Mars in Opposition zur Erde und der Sternschnuppenstrom der Lyriden: Der April bietet Sternguckern einige Höhepunkte. Eine Mond- und eine ringförmige Sonnenfinsternis sind aber nicht zu sehen.

Stuttgart. Im April läuft Mars zu Höchstform auf. Der Planet leuchtet als auffälliger Lichtpunkt im Sternbild Jungfrau und übertrifft alle Fixsterne an Helligkeit. Vor allem in geringer Höhe bei Auf- und Untergang erscheint Mars rötlich. Am 8. April überholt die Erde unseren äußeren Nachbarplaneten. Am Firmament steht Mars in Opposition zur Sonne. Somit ist er die gesamte Nacht zu sehen. Wegen der elliptischen Bahnen von Erde und Mars fallen Opposition und Erdnähe aber nicht auf denselben Tag. Die geringste Entfernung von uns erreicht Mars am 14. mit 92 Millionen Kilometer.

Mars ist der erdähnlichste Planet unseres Sonnensystems. Ein Marstag ist nur knapp 40 Minuten länger als ein irdischer. Ähnlich wie bei der Erde ist die Marsachse um 24 Grad zur Senkrechten auf der Umlaufebene geneigt. Somit hat auch der Rote Planet Jahreszeiten. Am 15. Februar hat auf seiner Nordhalbkugel der Sommer begonnen. Am 17. August wird der Herbst Einzug halten. Die Jahreszeiten auf Mars sind doppelt so lange wie die irdischen, weil ein Marsjahr fast so lange wie zwei Erdjahre dauert.

Am 14., dem Tag der größten Marsannäherung, zieht der Vollmond südlich am Roten Planeten vorbei. An Helligkeit übertroffen wird Mars vom Riesenplaneten Jupiter, der sich aber ab der zweiten Nachthälfte zurückzieht. Jupiter hält sich im Sternbild Zwillinge auf. Nach Einbruch der Dunkelheit sieht man ihn schon hoch am Himmel fast senkrecht über unseren Köpfen im hellen, weißen Licht.

Saturn im Sternbild Waage wird allmählich zum Planeten der gesamten Nacht. Anfang April erscheint der Ringplanet eine halbe Stunde vor Mitternacht über dem Südosthorizont, Ende April bereits eine Viertelstunde nach 21 Uhr Sommerzeit.

Venus sieht man in der Morgendämmerung knapp über dem Südosthorizont. Mit ihrem Glanz übertrifft sie Mars und Jupiter an Helligkeit. Am 12. passiert sie nördlich den sonnenfernsten Planeten Neptun. Merkur überholt die Sonne am 26. April. Er hält sich am Taghimmel auf und bleibt daher unsichtbar.

Vom 16. bis 25. April wird der Sternschnuppenstrom der Lyriden aktiv. Die Meteore scheinen dem Sternbild Leier zu entströmen. Sein Maximum entfaltet der Strom um den 22., wo bis zu 20 Meteore pro Stunde aufflammen. Beste Beobachtungszeit ist von 22 bis 4 Uhr. Allerdings stört dieses Jahr helles Mondlicht die Beobachtung. Die Lyriden sind mittelschnelle Meteore. Sie dringen mit rund 50 Kilometern pro Sekunde - 180 000 Kilometern pro Stunde - in die Erdatmosphäre ein.

Am 15. tritt um 9:42 Uhr im Sternbild Jungfrau die Vollmondphase ein. Weil der Mond durch den Schatten der Erde wandert, kommt es zu einer totalen Mondfinsternis. Bevor er in den Kernschatten eintritt, geht er aber bei uns unter. Von Mitteleuropa bleibt die Finsternis unbeobachtbar. Sie ist sichtbar von Nord- und Südamerika und vom Nordwesten Afrikas. Die nächste bei uns in voller Länge beobachtbare totale Mondfinsternis findet am 28. September 2015 statt.

In Neumondposition kommt der Erdtrabant am 29. um 8:14 Uhr. Dabei ereignet sich eine ringförmige Sonnenfinsternis, die man von der Nordhalbkugel der Erde nicht sehen kann. Die Phase, bei der lediglich der Rand der Sonne als Ring zu sehen ist, ist nur von einem kleinen Gebiet in der Antarktis sichtbar.

In Erdferne befindet sich der Mond am 8. mit 405 500 Kilometer Distanz. In Erdnähe am 23. trennen uns nur 369 770 Kilometer von unserem Nachbarn. Steil über unseren Köpfen steht der Große Wagen. Hoch im Süden durchschreitet der Löwe die Mittagslinie. Ein mächtiges Sternentrapez deutet seinen Rumpf an. Darauf sitzt ein kleines Trapez, das Löwenhaupt. Der hellste Stern im Löwen heißt Regulus, was »kleiner König« bedeutet.

Folgt man mit den Augen dem Bogenschwung der Wagendeichsel, so stößt man auf den hellen, orange-rot leuchtenden Arktur, den Hauptstern im Bild Bootes. Mit Sirius, Kanopus, Toliman und Wega gehört Arktur zu den fünf hellsten Fixsternen am irdischen Firmament. Den Raum im Südosten nimmt das Sternbild Jungfrau ein. Weit im Westen sind die beiden Sternenketten der Zwillinge mit dem hell glänzenden Jupiter zu sehen. Im Nordwesten blinkt die helle Kapella im Fuhrmann. Tief im Nordosten macht sich Wega in der Leier bemerkbar. Sie deutet den kommenden Sommer an.

Die Sonne strebt im Tierkreis immer höher. Am 19. verlässt sie frühmorgens das Sternbild Fische und wechselt ins Sternbild Widder. Am 20. tritt sie um 6 Uhr in das Tierkreiszeichen Stier. Die Mittagshöhe der Sonne nimmt im April um zehn Grad zu, die Länge des lichten Tages wächst um eindreiviertel Stunden. dpa

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