Grenzüberschreitungen
Militärische Zwischenfälle wurden von Erdogan bisher gern politisch genutzt
Montagabend auf der türkischen NATO-Airbase Incirlik. Der Luftwaffen-Airbus mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen an Bord landet. Tags zuvor hatte Ankaras Luftwaffe globale Schlagzeilen erzeugt: F 16-Kampfjets hatten eine syrische MiG abgeschossen. Die Maschine, so sagt Ankara, habe mit einer zweiten türkischen Luftraum verletzt. Das Flugzeug habe Rebellen über heimischem Territorium bekämpft, heißt es in Damaskus.
Bereits im Juni 2012 hatte die syrische Luftabwehr ihrerseits einen türkischen F 4-Aufklärer abgeschossen. Er verletzte bei einem - wie es hieß - Übungsflug versehentlich die Hoheitsgebiete des Nachbarn. Damals sagten Ankaras Offizielle, das könne bei Hochgeschwindigkeitsflügen schon mal passieren - für einen kurzen Zeitraum, ohne böse Absicht. Diese Toleranz räumte man nun dem syrischen Piloten nicht ein. Der Vorfall schien Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan willkommen, angesichts der anhaltenden inneren Protestbewegung gegen ihn und seine ebenso diktatorische wie korrupte Regentschaft. Am Wochenende sind Kommunalwahlen, und so bejubelte der Premierminister Erdogan auf Wahlkampftour den »mutigen Sieg« seiner Armee.
Seit Beginn des syrischen Bürgerkrieges gab es immer wieder Grenzüberschreitungen. Anfangs detonierten offenbar fehlgeleitete syrische Granaten auf dem Gebiet der einst Assad-freundlichen Türkei. Es gab Tote und Verletzte unter der Zivilbevölkerung. Im September vergangenen Jahres holte man einen syrischen Hubschrauber vom Himmel.
Nur knapp hundert Kilometer von dieser spannungsgeladenen Grenze entfernt, bei Kahramanmaras, sind knapp 300 deutsche Soldaten mit ihren »Patriot«-Flugabwehrraketen stationiert. Die Operation »Active Fence«, sagt Ministerin von der Leyen, sei »gelebte Bündnissolidarität«. Und ist beeindruckt. hei
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.