Neustart mit Risiko

Alexander Ludewig wundert die Trainerentlassung beim 1. FC Union

  • Lesedauer: 2 Min.

Noch ist Uwe Neuhaus der dienstälteste Trainer im deutschen Profifußball. Die längste Amtszeit beim 1. FC Union Berlin wird wohl noch ewig mit seinem Namen verbunden sein. Seit Juli 2007 coacht Neuhaus die Köpenicker. Am Sonnabend gab der Klub die Trennung vom 54-Jährigen zum Saisonende bekannt.

Auch wenn hinter den Kulissen der Alten Försterei zuletzt immer mal wieder irgendetwas brodelte - die Nachricht kam dann doch überraschend. Der Zweitligist opfert genau das, was jeder Fußballklub fortwährend betont erreichen zu wollen: Kontinuität auf der Trainerposition. Und wofür? »Für ein erfolgreiche Arbeit in der kommenden Saison«, wie der Verein mitteilte.

Damit stellt sich unweigerlich die Frage, was Erfolg für diesen Klub bedeutet? Solides Wirtschaften steht in der Antwortliste mit Sicherheit ganz oben. Das gelingt dem Verein seit Jahren. Präsident Dirk Zingler sagt dazu: »Die gesamte Entwicklung des Vereins hat vom sportlichen Erfolg profitiert.« Und dies gelang in den vergangenen sieben Jahren eben mit Uwe Neuhaus, der den 1. FC Union Berlin aus der Regionalliga in die 2. Bundesliga geführt und dort etabliert hat.

Das scheint dem Verein nicht mehr zu genügen. Dass sich die Definition von sportlichem Erfolg bei den Berlinern geändert hat, auch dafür ist Neuhaus verantwortlich. Bis Mitte März spielte seine Mannschaft noch um den Aufstieg in die 1. Liga mit. Eine recht lange Negativserie stoppte diesen Höhenflug. Deshalb ist für den Klub nun »ein mentaler und emotionaler Neustart im sportlichen Bereich notwendig«.

Es ist ein Neustart mit Risiko. Wie so oft trennte sich auch in dieser Zweitligasaison die Spreu vom Weizen erst in der entscheidenden Phase. Und die sehr erfolgreiche Hinrunde der Berliner sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Kader des 1. FC Union einfach nicht die Qualität besitzt, um ernsthaft an der Erstligatür zu klopfen. Was der neue Trainer mit diesem Kader - Abgänge und einige Neuzugänge eingeschlossen - zu leisten vermag, wird sich zeigen.

Ein Neustart ist natürlich auch eine Chance. Zum Beispiel für die Köpenicker Talente, denen ein neuer Trainer vielleicht etwas mehr Entwicklungsmöglichkeiten gibt als Neuhaus es tat.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal