Tagebaue sind ewiges Risiko

Greenpeace hält die finanziellen Folgen der Braunkohleförderung für unkalkulierbar

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die Förderung der Braunkohle in Deutschland zieht enorme finanzielle Folgen für die Gesellschaft nach sich. Ein Gutachten des Forums ökologisch-soziale Markwirtschaft stellt dies nun klar. Das Papier soll an diesem Freitag veröffentlicht werden und liegt »nd« bereits vor.

Auftraggeber der Studie ist Greenpeace. Die Umweltorganisation wollte die finanziellen Auswirkungen beziffern lassen. Die Autoren Rupert Wronski und Swantje Küchler sahen sich zwar nicht in der Lage, eine Gesamtsumme zu nennen, da dafür nicht genug Daten vorliegen. Greenpeace spricht aber von »Ewigkeitskosten einzelner Tagebaue in dreistelliger Millionenhöhe«. Unabsehbare finanzielle Risiken ergeben sich demnach beispielsweise durch Krankheiten infolge von Umsiedlungen, Feinstaub und Lärmbelästigung. Außerdem durch weniger fruchtbare Böden, schlechtere Wasserqualität und geringere biologische Vielfalt nach der Rekultivierung von Tagebauen. »Die Studie zeigt, dass bei aktuellen und bei geplanten Tagebauen unkalkulierbare Risiken bestehen«, sagt Anike Peters von Greenpeace. Dies allein müsste ihrer Ansicht nach für die Politik Grund genug sein, neue Tagebaue nicht zuzulassen.

22 Künstler, darunter die Schauspieler Armin Mueller-Stahl, Ursula Karusseit und Walfriede Schmitt, appellieren an Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD), dem geplanten Tagebau Welzow-Süd II nicht zuzustimmen und so den Ort Proschim zu retten. »Die Abbaggerung von Dörfern ist ein Akt kultureller Barbarei und passt nicht mehr in unsere Zeit, die mit der Energiewende neue Wege beschreiten will«, heißt es in ihrem Brief, den Musiker Tobias Morgenstern am Donnerstag zur Post brachte.

Im Bundestag begannen am selben Tag die Beratungen über die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer bezeichnete den von der Regierung vorgelegten Entwurf als »Anschlag auf die Energiewende«.

Der Energiekonzern Vattenfall hat seine Tagebaue vor Ökostromabgaben bewahrt, die auf bis zu 80 Millionen Euro im Jahr hätten steigen können. Dazu kaufte die Bergbausparte des Konzerns zum 1. Januar 2014 Anteile der Kraftwerksparte. Sie gilt damit als Eigenstromproduzent, für den die EEG-Umlage nicht fällig wird. af

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