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Burger King: Den Worten müssen Taten folgen

Tim Lubecki über Unbill bei den Burger-Bratbuden

  • Tim Lubecki
  • Lesedauer: 2 Min.

Nach einer Woche Shitstorm in den sozialen Medien und beklagter Umsatzeinbußen hat Burger King die Reißleine gezogen und die Geschäftsführung der Yi-Ko-Holding ausgetauscht. Besserung wird gelobt, die Einhaltung von Qualitätsstandards angekündigt. Vorausgegangen war die mediale Enthüllung unhaltbarer hygienischer Zustände und miserabler Arbeitsbedingungen in einigen Restaurants.

Die Yi-Ko-Holding unter Geschäftsführer Ergün Yildiz übernahm im Mai 2013 über 90 Burger-King-Restaurants und stieg zum größten deutschen Franchisenehmer der Fast-Food-Kette auf. Immer wieder stand Yi-Ko seitdem wegen der Arbeitsbedingungen in der Kritik. Yildiz trimmte seine Restaurants brutal auf Profit. Beschäftigte klagten über die Arbeitsbelastung und verspätete Lohnzahlungen. Betriebsräte pochten auf Einhaltung der Tarifverträge und bekamen Abmahnungen und Kündigungen. Die Arbeitsgerichte hatten viel zu tun: Yi-Ko leitete mehr als 20 Kündigungsverfahren gegen Betriebsräte ein. Hinzu kamen Hunderte Klagen wegen ausstehendem Lohn und ungerechtfertigter Abmahnungen. Die Gewerkschaft NGG gewährte ihren Mitgliedern Rechtsschutz in mehr als 320 Fällen.

Die Auseinandersetzung wurde mit voller Härte geführt. Wer klagte, bekam sein Geld. Irgendwann, Gerichtsverfahren dauern Monate. In der Zwischenzeit war er mit Miete im Rückstand, konnte die Telefonrechnung nicht bezahlen, musste sich Geld von Freunden leihen. Yi-Ko behauptete, der Wechsel des Dienstleisters habe zu den »Unregelmäßigkeiten« bei der Lohnzahlung geführt. Betriebsräte sind sich sicher: »Wer sich wehrt, wird bestraft. Yi-Ko versucht, uns auszuhungern und zum Aufgeben zu bringen.« Wie dem auch sei: Yi-Ko reizte mit Unterstützung seiner Anwälte das deutsche Arbeitsrecht gegen die eigenen Leute voll aus. Unpünktliche Lohnzahlungen sind nicht strafbar. Steht dahinter System? Der Nachweis ist schwer zu erbringen.

Was machte Burger King Deutschland? Zu lange schaute man von der Münchener Zentrale aus tatenlos zu. Erst auf den medialen Druck handelte Burger King. Viel zu spät, aber ein erster wichtiger Schritt. Doch das reicht nicht, der Fehler liegt im System. Immer deutlicher werden die tragenden Säulen des Geschäftsmodells: Personalmangel, Kostendruck und Schikane gegen die eigenen Leute. Ein kompletter Neustart ist nötig. Burger King muss nun beweisen, dass die Ankündigungen ernst gemeint sind. Alle Kündigungsverfahren gegen die eigenen Mitarbeiter müssen eingestellt werden. Letztendlich kann nur der faire Umgang mit den Beschäftigten, die tagtäglich hart arbeiten, den Erfolg des Unternehmens sichern.

Der Autor ist Geschäftsführer der NGG-Region Schwaben.

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