28 Länder wählen: der große Überblick

Wer hat wo zugelegt, wer hat verloren? Der Stand der Dinge um 22 Uhr

  • Lesedauer: 5 Min.
28 Länder, 28 unterschiedliche Wahlsysteme, 751 Abgeordnetenplätze im Europaparlament und rund 400 Millionen Wahlberechtigte: Bei den Europawahlen ist es nicht ganz einfach, den Überblick zu behalten.

BELGIEN (21 Sitze): Noch offen.

BULGARIEN (17): Die oppositionelle bürgerliche GERB gewinnt mit klarem Vorsprung. Sie erhielt laut Prognose 28,6 Prozent der Stimmen, wie das Meinungsforschungsinstitut Gallup mitteilte. Die regierenden Sozialisten kamen demnach nur auf 19,8 Prozent. Die bisher in Straßburg vertretene nationalistische Partei Ataka wird den Sprung ins EU-Parlament diesmal wohl verfehlen. Im ärmsten EU-Land gab es erneut Vorwürfe von Stimmenkauf und Wahlmanipulation laut.

DÄNEMARK (13): Die rechtspopulistische Dänische Volkspartei (»Dansk Folkeparti«) ist stärkste Kraft des Landes geworden. Nach einer Prognose bekam die Partei auf rund 23 Prozent der Stimmen. Mit 20,5 Prozent erreichten die regierenden Sozialdemokraten von Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt die zweitmeisten Stimmen.

DEUTSCHLAND (96): Trotz Einbußen bestätigen die Unionsparteien in Deutschland ihre Vorrangstellung. Die SPD legt laut Hochrechnungen nach ihrem Tief 2009 deutlich zu. Die euroskeptische Alternative für Deutschland (AfD) erreicht bei ihrer ersten Europawahl demnach mehr als sechs Prozent und damit mindestens sechs Sitze im EU-Parlament. Die Linkspartei und die Grünen können sich nur behaupten.

ESTLAND (6): Noch offen.

FINNLAND (13): Die rechtspopulistische Partei Wahre Finnen liegt laut Prognosen bei 12,8 Prozent der Stimmen und käme damit auf zwei Sitze im neuen EU-Parlament. Stärkste Kraft wurde mit 22,7 Prozent die zu den europäischen Konservativen gehörende Nationale Koalitionspartei.

FRANKREICH (74): Die rechtsradikale Front National (FN) hat die Wahl in Frankreich gewonnen. Nach ersten Prognosen kam sie auf knapp 25 Prozent - nach 6,3 Prozent 2009. Zweitstärkste Kraft wurde die konservative Oppositionspartei UMP mit etwa 20 Prozent. Die regierende Partei Socialiste von Präsident François Hollande kassierten mit nur etwa 14 Prozent eine erneute Niederlage.

GRIECHENLAND (21): Die oppositionellen radikalen Linken (SYRIZA) sind laut Prognosen mit 26 bis 28 Prozent stärkste Kraft in Griechenland. Die zusammen mit den Sozialdemokraten regierende konservative Nea Dimokratia landete mit 23 bis 25 Prozent auf Platz zwei. Drittstärkste Kraft könnte demnach die rechtsradikale und rassistische Goldene Morgenröte mit acht bis zehn Prozent werden.

GROSSBRITANNIEN (73): Zwar sind jegliche Vorabveröffentlichungen von Wählerbefragungen bei Europawahlen in Großbritannien verboten - ein Trend war aber schon absehbar: Mit Blick auf die parallelen Kommunalwahlen scheint die rechtspopulistische und EU-kritische UKIP deutlich dazugewonnen zu haben. Herbe Verluste erlitten demnach unter anderem die Konservativen von Premierminister David Cameron.

IRLAND (11): Die irischen Wähler strafen ihre Regierung ab. Die konservative Fine-Gael-Partei von Premier Enda Kenny kam Prognosen zufolge nur auf 22 Prozent, die mitregierenden Sozialdemokraten (Labour) erzielen nur sechs Prozent der Stimmen. Unabhängige Bewerber profitieren, auch die linksgerichtete Sinn-Fein-Partei um Ex-IRA-Mann Gerry Adams legt zu.

ITALIEN (73): Noch offen.

KROATIEN (11): Noch offen.

LETTLAND (8): Laut einer ersten vorläufigen Prognose gewinnt der EU-freundliche Einheitsblock von Regierungschefin Laimdota Straujuma in Lettland klar. Das vor den Wahlen favorisierte oppositionelle Harmoniezentrum käme demnach auf Platz zwei, vor den beiden anderen Mitte-Rechts-Regierungsparteien. Europakritik ist in Lettland kaum zu sehen. Die Wahl ist ein Stimmungstest für die Parlamentswahl im Oktober.

LITAUEN (11): Noch offen.

LUXEMBURG (6): Noch offen.

MALTA (6): Erste inoffizielle Schätzungen sehen die Labour Partei von Regierungschef Joseph Muscat (PL) in Malta deutlich vorn. Die Partei kam demnach auf mehr als die Hälfte der Stimmen. Für die größte Oppositionspartei, die konservative Nationalistische Partei (PN), hätten rund 40 Prozent gestimmt. 75 Prozent der Wahlberechtigten gingen in Malta an die Urne.

NIEDERLANDE (26): Die Niederländer wählten schon am Donnerstag - und bescherten Prognosen zufolge der Partei des rechtspopulistischen Europaskeptikers Geert Wilders eine überraschend deutliche Schlappe. Die europafreundlichen Kräfte der linksliberalen D66 und der Konservativen hatten klar die Nase vorn.

ÖSTERREICH (18): Die konservative ÖVP bleibt in Österreich laut ersten Hochrechnungen stärkste Kraft. Zweitstärkste Partei hinter den Konservativen wird demnach die sozialdemokratische SPÖ. Deutlich zugelegt hat die rechte FPÖ, die laut Hochrechnungen knapp 20 Prozent erreicht.

POLEN (51): Noch offen.

PORTUGAL (21): Noch offen.

RUMÄNIEN (32): Das Interesse an der EU in Rumänien wächst. Die zentrale Wahlbehörde in Rumänien meldete am Sonntagabend einen Anstieg der Wahlbeteiligung im Land. Bis 18 Uhr hätten 26,52 Prozent der Wahlberechtigten abgestimmt - fast fünf Prozent mehr als 2009.

SCHWEDEN (20): Laut der Boulevardzeitung »Aftonbladet« strebt das Land auf eine Rekordwahlbeteiligung von 56 Prozent zu - 2009 waren es 45,5 Prozent.

SLOWAKEI (13): Die sozialdemokratische Regierungspartei siegte nach ersten inoffiziellen Angaben, aber längst nicht so klar wie vermutet: Vier Sitze im EU-Parlament gehen demnach an die Sozialdemokraten, die restlichen neun verteilen sich auf bis zu acht Splitterparteien.

SLOWENIEN (8): Wie erwartet siegt in Slowenien die oppositionelle Partei SDS. Sie bekommt laut dem TV-Sender RTV drei der acht Parlamentssitze des Landes. Eine konservative Liste habe demnach zwei Mandate erzielt, je einen Abgeordneten stellen die Rentnerpartei, die Sozialdemokraten und eine Bürgerplattform.

SPANIEN (54): Es zeichnet sich eine für das Land historisch niedrige Beteiligung ab. Bis 14 Uhr gaben nach amtlichen Angaben nur 23,89 Prozent aller Wahlberechtigten ihre Stimme ab. 2009 waren es zur gleichen Zeit 24,10 Prozent, am Ende verzeichnete das Land mit einer Beteiligung von 55 Prozent einen nationalen Minusrekord.

TSCHECHIEN (21): Sieg für die proeuropäischen Kräfte, sagt eine erste, nicht den üblichen Standards für Prognosen entsprechende Wählerbefragung der Zeitung »MF Dnes« voraus. Überraschend gut schnitt demnach die liberal-konservative Oppositionspartei TOP09 ab, die Sozialdemokraten um Ministerpräsident Bohuslav Sobotka kommen demnach auf 17 Prozent. Die Protestbewegung ANO bekommt demnach weniger Stimmen als erwartet.

UNGARN (21): Noch offen.

ZYPERN (6): Deutlicher Sieg für die proeuropäische konservative Partei Demokratische Gesamtbewegung (DISY). Nach Auszählung von 90 Prozent der Stimmen kommt sie auf knapp 38 Prozent. Zweitstärkste Kraft wird die Linkspartei AKEL mit rund 27 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag ersten Angaben zufolge deutlich unter 50 Prozent. dpa/nd

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