Führungslos auf hoher See

Piraten müssen völlig neuen Vorstand wählen

  • Lesedauer: 2 Min.
Eine Partei im Dauertief - nun müssen die Piraten auch noch ihre Führung neu wählen. Von den noch Amtierenden will niemand weitermachen. Ob die Partei aus ihren Streitereien hinausfindet, ist offen.

Berlin. Angesichts enttäuschender Wahlergebnisse und internen Dauerstreits zieht sich die Führung der Piratenpartei komplett zurück. Vom derzeit amtierenden kommissarischen Vorstand werde auf dem geplanten Wahlparteitag in einer Woche niemand mehr antreten, teilte Vorstandsmitglied Veronique Schmitz am Freitag in Berlin mit. Der Konvent am 28. und 29. Juni in Halle/Saale (Sachsen-Anhalt) ist nötig, weil vor mehr als drei Monaten drei Vorstandsmitgliedern zurückgetreten waren.

Für die Nachfolge von Parteichef Thorsten Wirth gibt es sieben Kandidaten, unter anderem die Vorsitzenden in Bayern und Sachsen, Stefan Körner und Florian Unterburger. Schmitz sagte, sie hoffe, dass ein gemeinsames Gesprächsniveau ohne persönliche Angriffe gefunden werden könne. »Dann ist auch wieder Platz für inhaltliche Arbeit.« Der Parteitag solle hierfür den Startschuss geben.

Für die erwartete Debatte über die Lage der Partei auf dem Konvent solle es Regeln geben, kündigte Schmitz an, ohne konkreter zu werden. Frühere Parteitreffen hatten einen teils chaotischen Ablauf.

Mit Stephanie Schmiedke, Stefan Bartels und Björn Semrau waren im März drei von sieben Vorstandsmitglieder zurückgetreten. Diese drei kandidierten wieder für Vorstandsämter, sagte Schmitz.

Rund zwei Jahre nach ihrem Hoch mit zweistelligen Umfragewerten hatten die Piratenpartei bei der Europawahl noch 1,4 Prozent bekommen und schickte Spitzenkandidatin Julia Reda ins Europaparlament. Äußerungen von Beobachtern, die einen weiteren Bedeutungsverlust der Piratenpartei erwarteten, setzte Wirth entgegen: »Inzwischen machen 420 Menschen als Politiker der Piratenpartei Kommunalparlamente, Landtage und zuletzt sogar das Europaparlament klar zum Ändern.«

Schmitz sagte, die anderen Parteien kümmerten sich nur oberflächlich um Netzpolitik. »Es ist noch jede Menge inhaltliche Arbeit für uns da.« Mit Blick auf die Streitereien in der Partei erklärte Schmitz ihren Rückzug vom Vorstand zugleich damit, dass sie ihre Zeit künftig lieber in positive Dinge investieren wolle. dpa/ nd

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -