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Pulsfühler

Hans-Ulrich Pfaffmann

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.

»München ist für mich die schönste und erfolgreichste Stadt in Deutschland. Das hat viel mit der sozialdemokratischen Mehrheit im Münchner Rathaus zu tun.« Im September 2013 baute Hans-Ulrich Pfaffmann (58), seit 2009 Vorsitzender der Münchner SPD, noch darauf, dass in Bayern eines unumstößlich ist: Während auf dem Land und im Landtag seit Jahrzehnten erdrückende CSU-Mehrheiten gelten, so bleibt München doch die rote (sozialdemokratische) Insel im schwarzen Meer, denn die SPD des gelernten Krankenpflegers Pfaffmann fühlt am besten den Puls der Großstadt.

Mit dieser Gewissheit ist es im März 2014 vorbei: Bei den Kommunalwahlen stürzt die SPD um neun Prozent auf nur noch 30,8 Prozent ab, landet hinter der CSU und auch ihr Bürgermeisterkandidat Dieter Reiter muss in die Stichwahl. Für Münchens SPD eine historische Niederlage. Vorgänger Ude hatte 2008 noch über 60 Prozent der Stimmen erhalten. Im ersten Wahlgang.

Extrem steigende Mieten, die Olympiabewerbung, fühlt die SPD noch den Puls der bayerischen Landeshauptstadt? Die innerparteiliche Ursachenforschung ist quälend und findet am vergangenen Montag auf dem Jahresparteitag im Rücktritt Pfaffmanns ihren Höhepunkt. Zur krachenden Niederlage im März gibt es nämlich zwei unterschiedliche Analysen: Während die Jusos noch feststellen, dass die SPD von den Bürgern als arrogant, nicht mehr als die »München-Partei« gesehen wird, taucht kurz vor dem Parteitag ein Leitantrag des Vorstands um Pfaffmann auf, der die SPD trotz Fehlern in der Vergangenheit immer noch am Puls der Stadt sieht. »Man konnte zuletzt den Eindruck bekommen: Die SPD hat alles falsch gemacht. Wir sind doch nicht im Jammertal der Politik«, verteidigt Pfaffmann laut »Abendzeitung« die Antragsänderung.

Die Jusos stellen einen Änderungsantrag, der Vorstand verliert das Votum, Pfaffmann wertet das als Misstrauensvotum, tritt sofort zurück. Der SPD bleibt er als stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag erhalten. Aber Münchens SPD muss sich einen neuen Pulsfühler an der Spitze suchen.

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