Extremisten erobern Stützpunkt

Eliteeinheit der Armee ergriff im ostlibyschen Bengasi vor Terrorgruppe die Flucht

  • Lesedauer: 2 Min.
Libyens Regierung ruft zwar zu einer Waffenruhe auf - doch die Appelle verhallen. In Bengasi vertreiben Extremisten eine Eliteeinheit. Paris bringt seine Staatsbürger in Sicherheit.

Bengasi. Radikale Islamisten haben in der ostlibyschen Stadt Bengasi einen wichtigen Stützpunkt der Armee eingenommen. Die Extremisten verbreiteten im Internet Fotos, die ihre Kämpfer in der Kaserne einer Eliteeinheit zeigen. Zu sehen war unter anderen der Anführer der Terrorgruppe Ansar al-Scharia, wie die libysche Nachrichtenseite Libya Herald berichtete.

Ein Sprecher der Eliteeinheit teilte am Mittwoch mit, die Soldaten hätten sich aus taktischen Gründen aus der Kaserne zurückgezogen. Zuvor hatten fast zehn Tage lang heftige Kämpfe um den Stützpunkt getobt. Dabei seien zahlreiche Menschen ums Leben gekommen, berichtete die libysche Staatsagentur Lana. Die Regierung hatte am Dienstag zu einer Waffenruhe in Bengasi aufgerufen.

Seit dem Sturz des Staatschefs Muammar al-Gaddafi vor rund drei Jahren kommt es in Libyen immer wieder zu Zusammenstößen zwischen rivalisierenden Gruppen. In der früheren Revolutionshochburg Bengasi gehen der pensionierte Generalmajor Chalifa Haftar und abtrünnige Soldaten der Eliteeinheit eigenmächtig gegen islamistische Milizen vor. Heftige Kämpfe gab es in den vergangenen Wochen auch um den internationalen Flughafen in der Hauptstadt Tripolis.

Nach der Massenflucht der Libyer Richtung Tunesien und der Evakuierung mehrerer Botschaften brachte Frankreich seine Staatsbürger per Schiff in Sicherheit. Die Franzosen in Libyen seien gemeinsam mit britischen Staatsangehörigen aus dem Land geholt worden, gab Regierungssprecher Stéphane Le Foll in Paris bekannt. Zahlen nannte er nicht. Die französische Botschaft habe zuletzt 55 Franzosen gezählt, hieß es aus unbestätigten Quellen.

Zuvor hatten Tausende Libyer wegen der heftigen Kämpfe zwischen bewaffneten Milizen das Land verlassen. Begonnen hatte die Massenflucht mit der Evakuierung der US-Botschaft am Wochenende. Deutschland und andere Länder zogen ebenfalls ihre Diplomaten ab. Tunesien kündigte wegen des Flüchtlingsstroms an, seine Grenze zu Libyen zu schließen, sollte sich die Lage verschlimmern und die Sicherheit des Landes gefährdet sein.

Unbekannte verschleppten unterdessen den früheren libyschen Premier Mustafa Abu Schagur aus seinem Haus, ließen ihn jedoch nach einigen Stunden wieder frei. »Mir geht es gut«, teilte der Abgeordnete des neu gewählten Parlaments über Facebook mit. dpa/nd

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