Aus den Grundgleichungen der Elektrodynamik hatte der britische Physiker James Clerk Maxwell 1864 die Existenz elektromagnetischer Wellen abgeleitet. Ein knappes Vierteljahrhundert später konnte sein deutscher Kollege Heinrich Hertz diese Wellen experimentell nachweisen. Sodann erklärte er: »Radiowellen werden nie ernsthaft für Kommunikationszwecke einsetzbar sein.« Es dauerte diesmal sieben Jahre, bis der Italiener Guglielmo Marconi (1874-1934) das Gegenteil bewies. Der Sohn eines Bologneser Geschäftsmannes hatte an der Universität zwar Physikvorlesungen gehört, scherte sich ansonsten aber wenig um die theoretischen Feinheiten dieses Faches: »Ich stelle weder Theorien noch Formeln auf. Ich erkenne, was man in der Praxis tun muss, und finde, Gott sei Dank, fast immer den richtigen Weg.« Im Dezember 1895 gelang es ihm zum ersten Mal, Funksignale über eine Entfernung von 2,5 Kilometern zu übertragen. Da die italienische Regierung jedoch kein Interesse an der drahtlosen Telegrafie zeigte, ging Marconi nach England, wo er bereits 1897 die »Wireless Telegraph Company« gründete. Zwei Jahre später schlug er die erste Funkbrücke über den Ärmelkanal.
Anschließend nahm er sein ehrgeizigstes Projekt in Angriff: die Überbrückung des atlantischen Ozeans. Erneut gab es Einwände. So erklärte der französische Physiker Henri Poincare: »Radiowellen können den Atlantik nicht überqueren.« Schuld daran sei die Erdkrümmung, der Wellen mittels Beugung nur einige hundert Kilometer folgen könnten. Noch wusste niemand, dass die Erde von der so genannten Ionosphäre umgeben ist, die Funkwellen reflektiert.
Wie gewöhnlich schlug Marconi alle theoretischen Vorbehalte in den Wind. Während er seine Sendestation im westenglischen Cornwall errichtete, befand sich der Empfänger an der Ostspitze Neufundlands. Dort ließ er am Morgen des 12. Dezember 1901 einen Papierdrachen samt Antenne 185 Meter in den Himmel steigen. Zur verabredeten Zeit vernahm er in seinem Kopfhörer dreimal ein kurzes Piepsen: Der in Cornwall gemorste Buchstabe »S« hatte offenkundig den Atlantik übersprungen. Obwohl viele Menschen sich fortan beschwerten, Funkwellen würden ihrer Gesundheit schaden, war der Siegeszug der drahtlosen Telegrafie nicht aufzuhalten. Als 1912 die »Titanic« sank, konnten dank eines Funkgeräts immerhin noch 700 Schiffbrüchige gerettet werden. Drei Jahre zuvor hatten Marconi und der deutsche Physiker Karl Ferdinand Braun, der Erfinder der Elektronenstrahlröhre, je zur Hälfte den Physik-Nobelpreis erhalten. Fast wäre es zum Eklat gekommen, da der Italiener anfangs den Preis für sich allein reklamierte, mit der Begründung, dass der Funk einzig seine Erfindung sei.
Die historischen Tatsachen sprechen indes eine andere Sprache. Fast zur selben Zeit wie Marconi hatte auch der russische Physiker Alexander Popow die drahtlose Telegrafie erfunden. Schauplatz seiner Pioniertat war die Universität von St. Petersburg, wo er am 24. März 1896 den Namen »Heinrich Hertz« etwa 250 Meter durch den Äther funkte. Später erreichte er sogar 50 Kilometer. Als Popow jedoch merkte, dass niemand in Russland sich für seine Versuche interessierte, wandte er sich anderen Dingen zu. Insofern gebührt Marconi das Verdienst, die Idee der drahtlosen Telegrafie technologisch vermarktet zu haben. 1929 verlieh ihm der italienische König dafür den Adelstitel. Aber auch Popow fand schließlich wohlverdiente Anerkennung, wenn auch in einer Zeit, da Stalin alle großen Erfindungen russischen oder sowjetischen Gelehrten zuschreiben ließ. Und so wurde der 7. Mai, jener Tag also, an dem Popow 1895 seine ersten telegrafischen Versuche durchgeführt hatte, in der Sowjetunion offiziell zum »Tag des Radios« gekürt.
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