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Massenproteste gegen pakistanische Regierung

Tausende Oppositionsanhänger fordern Rücktritt des Regierungschefs

  • Lesedauer: 2 Min.
Nach einem 300 Kilometer langen Protestmarsch durch Pakistan, sind am Wochenende tausende Demonstranten in der Hauptstadt Islamabad angekommen. Sie fordern den Rücktritt des Regierungschefs Nawaz Sharif.

Islamabad. Nach einem Marsch auf Islamabad haben am Wochenende tausende Oppositionsanhänger in der pakistanischen Hauptstadt gegen Premierminister Nawaz Sharif protestiert. Angeführt vom ehemaligen Kricketstar Imran Khan forderten sie den Rücktritt des Regierungschefs, dem sie Wahlfälschung vorwerfen. »Wir werden uns erst zurückziehen, wenn all unsere Forderungen erfüllt worden sind«, sagte Khan. Der Prediger Tahir ul-Qadri begleitete mit tausenden seiner Anhänger den Protestzug.

Die Regierungsgegner waren am Donnerstag im 300 Kilometer entfernten Lahore zu einem »langen Marsch« gestartet und trafen am frühen Samstagmorgen in der Hauptstadt ein. »Die Zeit ist gekommen, da die Nation entscheiden muss«, sagte Khan bei einer Kundgebung. »Ich werde so lange bleiben, bis der Premierminister zurücktritt. Wir akzeptieren keinen Premierminister, der nach gefälschten Wahlen ernannt wurde.« Die Opposition wirft Sharif vor, die Parlamentswahl im Mai 2013 gefälscht zu haben, die seine Pakistanische Muslimliga mit breiter Mehrheit gewann. Die PTI war auf dem dritten Platz gelandet.

Die Regierungsgegner legten die Strecke mit Fahrzeugen zurück und hielten auf dem Weg nach Islamabad in zahlreichen Städten an. Offizielle Angaben über die Zahl der Demonstrationsteilnehmer gab es zunächst nicht. Khan zufolge nahm eine Million Menschen teil. Der Oppositionsführer wertete dies als Erfolg. Er drohte damit, zusammen mit seinen Anhängern am Sonntag in die sogenannte Rote Zone vorzudringen, in der mehrere Regierungsgebäude und Botschaften liegen.

Der Prediger ul-Qadri kündigte ebenfalls an, den Protest bis zu Sharifs Rücktritt fortzusetzen. Der Geistliche setzte der Regierung am Samstagabend eine 48-stündige Frist, um seine Forderungen zu erfüllen. Geschehe dies nicht, könne er für die Folgen keine Verantwortung übernehmen, erklärte ul-Qadri.

Neben Sharif ruft der Prediger auch dessen Bruder Shahbaz, den Regierungschef der Provinz Punjab, zum Rücktritt auf. Er verlangt zudem, beide wegen eines tödlichen Polizeieinsatzes vor Gericht zu stellen. Bei Zusammenstößen zwischen Anhängern von ul-Qadris Partei Pakistan Awami Tehreek (PAT) und Sicherheitskräften in Punjabs Hauptstadt Lahore waren Mitte Juni zehn Menschen getötet worden.

Die Polizei ist aus Sorge vor Ausschreitungen seit Tagen mit einem Großaufgebot in Islamabad im Einsatz. Einige Straßen waren mit Schiffscontainern abgesperrt, um bestimmte Stadtviertel vor möglichen Ausschreitungen zu schützen.

Am Freitag war es am Rande des Protestmarschs in der Stadt Gujranwala zu Zusammenstößen zwischen Oppositionellen und Regierungsanhängern gekommen. Angaben von Khan, wonach auf seine Anhänger geschossen wurde, bestätigte die Polizei nicht. Auch ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP vor Ort hörte keine Schüsse. afp/nd

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