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Keine dunklen Wolken am Investorenhimmel

Studie prognostiziert weiter steigende Mieten / Berlin ist führend in der Top Sieben der größten deutschen Städte

  • Guido Speckmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Das Allzeithoch für Projektentwicklungen in Berlin hält an, zeigt eine neue Studie. Der Wohnungsmarkt treibt die Entwicklung.

Für die Projektentwickler von Immobilien sieht Jörg Widhalm keine dunklen Wölkchen am Himmel, für die Nachfrager, sprich die Mieter aber schon. Da sei die Politik gefordert, die soziale Balance zu halten. Dieses Fazit zog der Bereichsleiter für gewerbliche Kunden der Berliner Volksbank am Mittwochvormittag während der Vorstellung der Studie »Die Immobilienmärkte in der Metropolregion Berlin-Potsdam«. Die Studie wird seit 2008 jährlich im Auftrag von Hochtief von dem Marktforschungsunternehmen Bulwiengesa erstellt.

Widhalms Fazit und der Name Hochtief deuten es bereits an: Hier geht es nicht um den genossenschaftlichen Bau von Wohnungen für Mieter mit kleineren Geldbeuteln, sondern um Projekte ab 1000 Quadratmetern zur Gewinnerzielung. Oder wie der Leiter von Hochtief in Berlin-Brandenburg, Gordon Gorski, es ausdrückte, um Eigentumszweitwohnungen als Hotelalternative oder als Wohnung für die studierenden Kinder. Grundlage der Studie sind Immobilienprojekte mit der besagten Mindestquadratmeterzahl, die von 2011 bis zum zweiten Quartal 2014 fertig gestellt wurden, gegenwärtig gebaut werden oder auf Grundlage konkreter Planungen bis 2018 fertig sein sollen. Insgesamt sind das 1121 Projektentwicklungen, 7,66 Millionen Quadratmeter Baufläche und monetär ausgedrückt rund 26 Milliarden Euro. Die angesprochenen nicht vorhandenen dunklen Wolken beziehen sich auf die weiter guten Aussichten für den Projektentwicklungsmarkt in Berlin-Potsdam. Zwar habe sich das Wachstum etwas verringert, es liege aber immer noch bei 9,4 Prozent. Vor vier Jahren habe Berlin sich auf das Niveau von anderen deutschen Großstädten hinaufgearbeitet, sagte Andreas Schulten, Vorstandsmitglied von Bulwiengesa. »Jetzt lässt Berlin Hamburg und Frankfurt weit hinter sich.« Schulten sagte, dass vor allem das Segment der bis 2018 geplanten Projekte wachse. Das Projektvolumen in Berlin-Potsdam mache inzwischen ein Viertel von dem der sieben größten Städte aus. »Das ist so, als würde man komplett Aachen neu bauen«, veranschaulichte Schulten die Dimension. Neu sei, dass mittlerweile auch die etwas peripherer gelegenen Standorte für größerer Bauvorhaben interessanter werden, vor allem jene, die in Richtung der Flughäfen liegen.

Das Wohnungsmarkt konnte seine führende Stellung im Vergleich zum Vorjahr noch ausbauen. »Entwickler von Wohnungen in Berlin und Potsdam profitieren von der anhaltend hohen Nachfrage nach Wohnraum in der Metropolregion und weiten ihre Aktivitäten entsprechen aus«, sagte Gorski. Die Zunahme des Wohnungsanteils beträgt 16,1 Prozent. Somit liegt der Anteil der Wohn- an der Gesamtfläche aller Projekte bei 66 Prozent. Büroimmobilien, der Einzelhandel und Hotelimmobilien sind nach den Wohnungen die weiteren Nutzungsflächen. Dass das Wohnungssegment den Markt für die Investoren antreibt, hat Auswirkungen auf Mieten und Kaufpreise. Diese steigen. In der jüngsten Studie von Bulwiengesa wird der Durschnittsmietpreis pro Quadratmeter bei Neubauwohnungen für das Jahr 2013 mit 10,80 Euro angegeben. Der Durchschnittspreis bei Neubau-Eigentumswohnungen beträgt 3700 Euro pro Quadratmeter. Für dieses Jahr wird ein weiterer Anstieg angenommen.

»Die Mieten und Preise in Berlin und Potsdam sind im Vergleich zu anderen beliebten deutschen Städten immer noch moderat«, sagte Schulten. Deshalb sehe er auch keine Gefahr der Blasenbildung auf dem Berliner Immobilienmarkt. Das Wachstum werde weitergehen, wenn auch mal deutlicher unter zehn Prozent. Auch Gorski von Hochtief zeigte sich sicher, dass die Nachfrage nach Wohnraum in Berlin nicht abreißen werde. Und Widhalm von der Volksbank geht davon aus, dass die Zinsen in in Zukunft niedrig bleiben werden. Optimistische Aussichten also - für die Projektentwickler. Für die Mieter mit wenig Geld indes sieht es anders aus. Zwar wächst der Anteil von Mietwohnungen durch Wohnungsbaugenossenschaften, wie eine andere Studie von Bulwiengesa zeigt (»nd«, 8.8.) Doch Hauptakteure sind weiter privatwirtschaftliche Investoren, die derzeit etwa 63 Prozent der Wohnungsprojekte realisieren.

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