Bestürzung ohne Konsequenz
Silvia Ottow über die bevorstehende Verschärfung der Sterbehilferegeln
Wer weiß schon, wie es in einem Menschen aussieht, über dessen Körper ein gefährlicher Tumor oder eine andere lebensbedrohliche Krankheit bestimmt? Wer will ihm das Recht absprechen, einem qualvollen Dahinsiechen auszuweichen, indem er sich selbst tötet? Ein über das andere Mal herrscht Bestürzung, wenn sich ein Todkranker auf spektakuläre Weise ins Jenseits befördert, aber leider nur kurz. Konsequenzen? Keine.
Kurz vor einer politischen Debatte, die nur deshalb auf die Agenda gesetzt wurde, um diesen selbstbestimmten Tod in noch engere Grenzen zu verweisen, heben glücklicherweise einige kompetente Mediziner ihre Stimme, um genau das zu verhindern. Es wäre wünschenswert, wenn es ihnen gelänge, Verbündete dafür zu finden, besonders kranken und verzweifelten Patienten einen ärztlich begleiteten - und dadurch vielleicht weniger schrecklichen Suizid - zu ermöglichen. Die Anzahl jener Menschen, die so eine Absicht hegen, ist überschaubar und wird seit Jahren kleiner. Umso weniger nachvollziehbar ist die Vehemenz, mit der ein großer Teil der Christdemokraten und einige Ärztefunktionäre offenbar ein Suizidverbot anstreben. Sie sollten sich lieber auf die Seite der Schwerkranken stellen und sie vor der gewerbsmäßigen Sterbehilfe schützen, statt sie mit der Drohung einer Strafverschärfung in deren Arme zu treiben.
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