Kaum Spenden für Ebola-Opfer

Deutsche unterstützen Betroffene kaum finanziell / Bundesregierung plant humanitäre Luftbrücke / Linke fordert 100 Millionen Euro Soforthilfe

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Hilfsorganisationen schlagen erneut Alarm: Die Ebola-Epidemie in Westafrika ist außer Kontrolle. Wenn die finanzielle Hilfe nicht schnell und massiv ausgebaut wird, wird sich das Virus schnell weiter verbreiten.

Berlin. Angesichts der nach wie vor angespannten Lage in den Ebola-Gebieten hat Liberias Botschafterin in Deutschland, Ethel Davis, gemeinsam mit Hilfsorganisationen zu mehr Spenden für die Opfer aufgerufen. »Das Ebola-Virus breitet sich sehr, sehr schnell aus. Wenn es nicht gestoppt wird, wird es über die Grenzen der betroffenen Länder hinausgehen«, sagte Davis am Montag in Berlin. Die Krankheit sei außer Kontrolle geraten. Es würden dringend mehr Spenden benötigt, um die Krankheit zu stoppen. Sonst sei Westafrika verloren.

Liberias Botschafterin äußerte sich gemeinsam mit verschiedenen Organisationen. Dazu zählen das Medikamentenhilfswerk action medeor, das Bündnis Aktion Deutschland Hilft, die Else Kröner-Fresenius Stiftung und die Stiftung International Search and Rescue Germany. »Es werden Spenden in Millionenhöhe gebraucht«, sagte die Geschäftsführerin des Bündnisses Aktion Deutschland Hilft, Manuela Roßbach. Die Kosten für Schutzmaterial für die Helfer, sowie den Aufbau und den Betrieb von Isolierstationen müssten gedeckt werden. Hinzu kämen Ausgaben etwa für den Transport von Hilfsgütern.

Allerdings sei die Spendenbereitschaft in Deutschland gering wie selten zuvor, beklagte der Vorstandssprecher von action medeor, Bernd Pastors. »Diese Katastrophe hat sich langsam und schleichend entwickelt.« Zudem hätten etwa die Kriege in Syrien oder im Irak den Ausbruch der Ebola-Epidemie überlagert.

Die Hilfe müsse nun schnell und massiv vorangehen, sonst könne eine Ausbreitung der Krankheit mit Tausenden Toten nicht verhindert werden, forderte Pastors. Bis Ende September hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 7.400 Ebola-Fälle registriert, über 3.400 Menschen starben. Die Dunkelziffer wird jedoch weit höher geschätzt. Schwerpunktländer sind Liberia, Sierra Leone und Guinea.

Nach Angaben von action medeor belaufen sich etwa die Kosten für den Betrieb einer Isolierstation auf bis zu einer halben Million Euro. Da die finanziellen Mittel nicht länger ausreichten, hätten viele Helfer aus Deutschland ihre Arbeit bereits unterbrechen müssen.

Die Bundesregierung plant, sich mit einer humanitären Luftbrücke aus dem Senegal an den Hilfen für die Ebola-Opfer zu beteiligen. Mehrere Tonnen an Hilfsgütern und medizinischem Material sollen bereitgestellt werden. Die Soforthilfe beläuft sich auf 17 Millionen Euro. Zudem rief die Regierung Bundeswehrangehörige und ziviles medizinisches Personal auf, sich für einen Freiwilligeneinsatz in den Ebola-Gebieten zu melden.

Scharfe Kritik an den bisher geleisteten Hilfen kam von der Linkspartei. »Die Bundesregierung zögert bis heute, entschlossen den Kampf gegen die Ebola-Epidemie aufzunehmen. Die Folgen sind katastrophal für die Menschen in Westafrika«, sagte der Obmann der Linken im Entwicklungsausschuss des Bundestages, Niema Movassat. Die Krisenreaktion Deutschlands sei peinlich. Movassat forderte weitere finanzielle Zusagen in Höhe von mindestens 100 Millionen Euro sowie die Entsendung von medizinischem Fachpersonal. epd/nd

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