Der Vierte

Neuer ukrainischer Verteidigungsminister ist Stepan Poltorak

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Stepan Timofejewitsch Poltorak wurde Dienstag in der Werchowna Rada, dem ukrainischen Parlament, als Verteidigungsminister bestätigt. Damit ist er, wenn auch als Generaloberst kein Vier-Sterne-General, immerhin der vierte Militär in diesem Spitzenamt seit Januar. Er landete also auf einem bewährten Schleudersitz.

Das muss nicht so bleiben. Denn Präsident Petro Poroschenko, der als Oberkommandierender immer wieder gern im Kampfanzug unterwegs ist, rühmte vorab »hohe Autorität, große Kampferfahrung und strategische Weitsicht« des Neulings. Die brauchte und bewies der 49-Jährige. Denn seit dem 14. April hatte er bis zu seiner jüngsten Ernennung das Kommando über die ukrainische »Nationalgarde« inne.

Die Truppe war in der »Anti-Terror-Operation« gegen den abtrünnigen Osten des Landes an vorderster Front eingesetzt. Sie wurde nach dem Maidan-Umsturz formiert - auch um siegreiche illegale bewaffnete Formationen aus dem extrem rechten Lager zu legalisieren. Dann sollte die kaum leicht lenkbare Truppe unter Kontrolle genommen werden. Poroschenko würdigte sicher absichtsvoll die erfolgreichen »Anstrengungen, aus dem Nichts eine für ihre Disziplin bekannte« Nationalgarde gebildet zu haben.

Offenbar genießt Poltorak gerade hier jene Autorität, derer sich der Präsident nach eigenem Bekunden vor seinem Vorschlag bei Offizieren und »einfachen Kämpfern« versichert haben will. Zudem ist der General, der aus einem Dorf im Gebiet Odessa stammt, vom Fach. Er absolvierte die Ukrainische Militärakademie, hatte verschiedene Kommandos inne und befehligte die Streitkräfte des Innenministeriums.

Gegner in Moskau befürchten allerdings mit der Ernennung Poltoraks bereits eine neue Offensive Kiews gegen die Ostukraine. Dort sah der Vizeregierungschef der »Volksrepublik Donezk« Andrej Purgin sogar ein weiteres Zeichen »für die Faschisierung des Landes«. Alle Verbrechen der Nationalgarde seien von deren Ex-Chef verschleiert worden, 70 Prozent ihres Personalbestandes zwar bewaffnet, aber nicht erfasst.

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