Vizedesperado

PERSONALIE

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.

»Sicherheit, Recht und Ordnung« sind die »Fundamente jedes Zusammenlebens«! Ein »nationaler Wertekonsens« müsse her, der »inneren Sicherheit« wieder ein »höherer Stellenwert eingeräumt« werden! Die Polizei müsse »für den Bürger wieder sichtbar« werden, es brauche »wesentlich höhere Strafen für Gewaltdelikte«! Von derlei Imperativen strotzt das »Programm« der bayerischen NPD - und natürlich ist dort des Pudels Kern schon längst erkannt. »Kriminelle Ausländer« seien es, die Deutschland in den »Auflösungsprozess« stürzten.

Nun fallen diese Phrasen auf ihre Verbreiter zurück. Der 1972 im niederbayerischen Straubing geborene Sascha Roßmüller, seit fünf Jahren stellvertretender Landeschef der NPD in Bayern, wurde im Zusammenhang einer Razzia im Rockermilieu verhaftet.

Roßmüller, der auch mutmaßliches Mitglied des Rockerklubs »Bandidos« ist, dem wohl nicht ganz grundlos allerlei Straftaten rund um Rotlicht, Drogenhandel und Gewalt vorgeworfen werden, soll 2010 an einer bandenkriegsähnlichen Auseinandersetzung mit Mitgliedern eines konkurrierenden Motorradklubs beteiligt gewesen sein. Bereits damals wurde er verhaftet, aber bald wieder freigelassen. Nun sehen die Ermittler nach einem Bericht der »Mittelbayerischen Zeitung« neue Verdachtsmomente.

Roßmüller ist nicht der erste Landesfunktionär der vermeintlichen Recht- und Ordnungspartei, der sich an oder jenseits der Grenzen krimineller Milieus bewegt. Erinnerlich ist der Fall des Nordost-Landesvorständlers Sven Krüger, der 2011 wegen Hehlerei in Haft musste: Während seine NPD gegen »polnische« Baustellendiebe hetzte, handelte er selbst mit gestohlenem Werkzeug. Doch wo Krüger eine politische Null war, galt der Desperado auf dem Vizeposten als Talent. Zuletzt wollte er in den Bundesvorstand.

Dies dürfte sich einstweilen erübrigt haben - anders als die eingangs zitierten Phrasen. Wie schon im Fall des Hehlers Krüger dürfte sich die braune »Ordnungsmacht« in ihrer Hatz auf Fremde von kriminellen Inländern unbeeindruckt zeigen.

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