Uni Kent will keine Pornos

Fußballern wird Werbung für Internetseite verboten

  • Meike Stolp, London
  • Lesedauer: 2 Min.

Dass sie mal berühmt werden, hätten die Rutherford Raiders wohl nicht gedacht. Zumindest nicht, ohne dafür einen einzigen Ball erfolgreich gekickt haben. Die Universitätsfußballelf der Kent University im südostenglischen Canterbury wollte sich die Trikots von der Porno-Internetseite Pornhub sponsern lassen. Nein, sagte die Universitätsleitung. Doch die Geschichte des Hochschulklubs machte mediale Karriere.

Dabei hatten die Kicker das gar nicht so ernst gemeint. Die Raiders suchten nur einen Trikotsponsor. Ein Teammitglied erzählte, dass der Klub Schwierigkeiten hatte, lokale Unternehmen für sich zu gewinnen: »Wir hatten richtige Probleme mit lokalen Sponsoren, die sich einfach nicht zurückgemeldet haben. Und keine Campuseinrichtung wollte mit uns kooperieren.« Also sammelten die Spieler Geld für Trikots. Nur hatten sie noch keinen Firmennamen vorn stehen. »Als Scherz unter uns im Team haben wir das dann vorne draufgemacht.«

Mit »das« meinte der Student das Logo von Pornhub, einer Pornoseite, die auf der weltweiten Internetseitenbeliebtheit auf Rang 77 steht und die neben den nicht jugendfreien Videos auch Statistiken über das Pornosehverhalten diverser Nationen anbietet. Doch aus dem Scherz wurde Ernst, als die Seite, die sich auch als Social-Media-Plattform verstehen will, die Kicker kontaktierte und ihnen anbot, die Trikots zu bezahlen.

Nur die Universität war nicht begeistert und ließ sich auch von der Popularität der Seite nicht erweichen. Nach eigener Aussage hatte Pornhub letztes Jahr 14,7 Milliarden Besucher - das entspricht zwei Mal Weltbevölkerung. »Die Universität Kent würde ein Sponsoring dieser Art niemals genehmigen«, so Hochschulsprecher Martin Herrema. »Das ist vollkommen unangebracht.« Mit der Elf habe die Leitung bereits gesprochen. Die Mitglieder dürften die Trikots nicht tragen. »Wir nehmen diesen Fall sehr ernst«, sagte der Sprecher. Besonders Teams, die gegen andere Hochschulklubs antreten, müssten ihr Sponsoring vorher absegnen lassen.

Die Rutherford Raiders zeigen für die moralischen Bedenken der Unileitung wenig Verständnis. Ein Spieler sagte dem »Independent«, das Cricketteam der Uni würde von der Alkoholmarke Kingfisher gesponsert - auch ein Produkt, für das es eine Altersbeschränkung geben würde. »Natürlich hat Pornhub das gemacht, weil es eine Gelegenheit war, mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber ich habe noch keinen getroffen, der es nicht lustig gefunden hätte.«

Die Briten scheinen das Ganze auch albern zu finden. In einer Onlineumfrage des »Daily Mirror« befanden 75 Prozent, dass die Universität komplett daneben lag mit der Entscheidung, die Jungs mit den Trikots nicht kicken zu lassen.

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