Poesiealbum 2.0

Google kooperiert mit Murdoch

  • Lorenz Matzat
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Wie eine Lawine, die Fahrt aufnimmt, breitet sich der Internetdienstleister Google aus. Das umtriebige US-Unternehmen, das als Suchmaschinenbetreiber begann, hat sich Anfang der Woche für 900 Millionen Dollar bei Fox Interactive Media eingekauft. Vor allem ging es Google um das Angebot von MySpace.com. Das hatte die Internetsparte des Fox-Konzerns - im Besitz des konservativen Medienzars Rupert Murdoch - erst vor einem Jahr für 580 Millionen US-Dollar erworben. Auf MySpace können sich Internetnutzer simpel und kostenlos ein Profil anlegen. Dort schildern sie ihre Vorlieben, führen öffentlich Tagebuch, stellen Musikstücke, Bilder sowie e zur Verfügung und knüpfen Kontakte zu anderen MySpace-Nutzern. Letzteres ist der Knackpunkt des Ganzen: An dem »Sozialen Netzwerk« sollen sich mittlerweile um die 100 Millionen Nutzer beteilgen - vor allem aus den USA. MySpace konnte sich gegenüber ähnlichen Konkurrenzprodukten durchsetzten, weil es öffentlicht ist - es ist für jeden Internetbesucher einsichtig . Dabei ist MySpace mit dem Untertitel »Ein Platz für Freunde« nicht viel mehr als ein gigantisches Poesiealbum. Doch gerade deswegen ist es eines der Vorzeigeobjekte des derzeit vielbesungenen Web 2.0. Das »Schwarze Gold« dieser angeblichen nächsten Evolutionsstufe des Internets ist der vom »Nutzer erstellte Inhalt« (user generated content). Also nicht wiedergekäute Inhalte etablierter und professioneller Medien, sondern wirklich individuell geschaffene Texte, Bilder, Melodien und Filme. Solcherlei Dinge bietet MySpace en masse. Google hat nun die Rechte erworben, ab Herbst diesen Jahres bis Mitte 2010 die Netzangebote von Fox Interactive mit seiner Suchtechnik auszustatten und vor allem Werbung zu schalten. Nur damit verdient Google sein Geld: Per spezieller Technik wird zur Suchanfrage die passende Werbung platziert. Nun ist Google bei MySpace seinen Konkurrenten Microsoft und Yahoo zuvor gekommen , doch kurzfristiger Gewinn wird sich damit nicht machen lassen. Bislang haben sich die Nutzer dieser Internetplattform wenig empfänglich für Online-Werbung gezeigt - sie sind hier weniger an Konsum als an Kommunikation interessiert. Letztlich hat Google sich aber in dem Bereich Soziale Netzwerke eingekauft, einem bislang vernachlässigten Geschäftsfeld. Nun werden die Stimmen noch lauter, die fragen, ob Google wirklich seinem Grundsatz »Tue nichts Böses« (Do no evil), treu bleibt. Mittlerweile kontrolliert das Unternehmen sehr viel Internetangebote. Und es vereint mit fast zehn Milliarden Dollar liquiden Mitteln - bei 700 Millionen Dollar Gewinn im letzten Quartal - soviel Mark...

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