Es kokelt im FDP-Verband

Jüdisches Zentrum begrüßt Strafanzeige

  • Peter Kirschey
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
Es ist eine unendliche und eine unendlich beschämende Geschichte, die nun schon seit Monaten den FDP-Ortsverband Hermsdorf-Tegel erschüttert. Der Vorwurf der Volksverhetzung steht im Raum, immer wieder vorgebracht und immer dementiert. Das Jüdische Zentrum Reinickendorf begrüßte gestern die Entscheidung einer Anwaltskanzlei auf Strafanzeige gegen den FDP-Ortsverband wegen Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit. Schon 2004 geriet die liberale Gruppe in die Schlagzeilen, als ein türkischer Berliner um Aufnahme in den Ortsverband bat, dies aber nach langer Verzögerung abgelehnt wurde. Kurioserweise wurde dem Rentner und seiner Frau »Ausländerfeindlichkeit« vorgeworfen. Eine Beschwerde der IG Metall, die sich für ihren ehemaligen Gewerkschafter engagierte, blieb ohne Ergebnis. Der Abgewiesene wollte unbedingt Freier Demokrat werden, also stellte er in Zehlendorf einen Antrag und wurde Mitglied. Der nächste Konflikt brach aus, als ein jüdisches FDP-Mitglied, Udo H., die Anfrage stellte, ob es im Ortsverband auch Ausländer gäbe. Die damalige Kreis-Vorsitzende soll dann geantwortet haben, dass der Ortsverband keine Juden und Araber aufnehme. Es folgte ein Schlagabtausch zwischen dem jüdischen Freidemokraten und dem Ortsvorstand, ein Ende ist nicht abzusehen. Udo H. soll als »jüdischer Großkotz« beschimpft worden sein, er erhielt Morddrohungen. Es wurde ihm nahe gelegt, die Partei zu verlassen, um nicht weiter Störenfried zu sein. Während die Berliner FDP-Führung unter dem Motto »Deckel zu bis nach den Wahlen« mit außerordentlicher Zurückhaltung auf die Geschehnisse im Ortsverband reagierte, gelangte die Angelegenheit schließlich zum Staatsschutz. Udo H. wurde von der Polizei vorgeladen, weil er angeblich vertrauliche Informationen aus einem FDP-Ortstreffen weitergegeben habe. Vor wenigen Tagen nun, nachdem die Rechtsanwälte Strafanzeige gestellt haben, entschuldigte sich die damalige FDP-Vorsitzende bei Udo H. Damit geht das Trauerspiel in eine neue Runde. Eine Bauunternehmer-FDP-Aktivistin und ebenfalls aus dem Ortsverband Hermsdorf soll sich inzwischen weitere Beläst...

Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.