Immer mehr ältere Menschen leben am Existenzminimum

Statistisches Bundamt: Senioren im Westen stärker von Altersarmut betroffen als im Osten

  • Lesedauer: 2 Min.
Armut beginnt in Deutschland bei einem Monatseinkommen von weniger als 892 Euro. Noch nie waren so viele Rentner betroffen. Ihr Armutsrisiko steigt stärker als im Bevölkerungsdurchschnitt.

Wiesbaden. Wer in Deutschland als Alleinlebender mit einem Nettoeinkommen von unter 892 Euro auskommen muss, gilt als armutsgefährdet. Nun zeigt sich: dieses Schicksal trifft immer mehr Senioren über 65 Jahre. Ihr Armutsrisiko steigt stärker als im Bevölkerungsdurchschnitt und hat den höchsten Stand seit Einführung der Statistik 2005 erreicht, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte.

Senioren im Westen sind nach Angaben der Statistiker stärker armutsgefährdet als die über 65-jährigen im Osten. Fast jeder siebte Ältere (14,8 Prozent) war 2013 in den alten Bundesländern von Armut bedroht - das waren 0,4 Prozentpunkte mehr als im Bevölkerungsdurchschnitt. In den neuen Bundesländern (einschließlich Berlin) gilt nur jeder achte Rentner (12,5 Prozent) als armutsgefährdet.

Genaue Gründe dafür könnten in den unterschiedlichen Erwerbsbiografien dieser Gruppen zu suchen sein. So waren im Osten mehr heutige Seniorinnen erwerbstätig, wohingegen die Anzahl der Frauen, die im Westen in klassischen Einverdienerfamilien etwas höher ist.

Im Vergleich zu 2011 beträgt das Plus der armutsgefährdeten Rentner in West und Ost jeweils 1,1 Prozentpunkte. Im Westen steigt die Quote seit 2006 (11,0 Prozent) von Jahr zu Jahr; im Osten (2006: 8,3 Prozent) gilt dies mit einer Ausnahme. Im Saarland (19,2 Prozent), Rheinland-Pfalz (17,8 Prozent) und Bayern (17,0 Prozent) ist das Armutsrisiko für Menschen ab 65 Jahren laut Statistik am höchsten. Am geringsten ist es in Berlin (11,0 Prozent), in Sachsen (11,5 Prozent) und Hamburg ( 11,7 Prozent).

Gerechnet auf die Gesamtbevölkerung im Osten zeichnet das Bundesamt ein anderes Bild: So lebt fast jeder Fünfte Bürger an der Armutsschwelle. Somit ist in ganz Deutschland mehr als jeder Sechste (15,5 Prozent) von Armut bedroht - 1,5 Prozentpunkte mehr als 2006 und 0,5 Punkte mehr als 2011.

Armutsgefährdet ist nach der EU-Definition, wer von weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung seines Landes lebt.

AWO: Warnung vor Welle von Altersarmut

»Besonders im Osten werden wir in den kommenden Jahren eine Welle von Altersarmut erleben«, warnt der AWO-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler. Schon bald gingen Menschen in Rente, deren Erwerbsbiografien durch die Wiedervereinigung stark zerrüttet worden seien. Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Ulrike Mascher, mahnte: »Das Problem ist akut wie nie und darf nicht mehr wegdiskutiert werden.« dpa/nd-ke

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