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Polizei setzt auf DNA-Spuren

Suche nach Dieben von KZ-Tür läuft europaweit

  • Lesedauer: 2 Min.
Der Diebstahl der historischen Eingangstür zum KZ Dachau mit der zynischen Parole »Arbeit macht frei« hat über Deutschland hinaus Entsetzen ausgelöst. Von den Tätern fehlt noch immer jede Spur.

Dachau. Nach dem Diebstahl der Tür zum ehemaligen Konzentrationslager Dachau mit dem Schriftzug »Arbeit macht frei« hofft die Polizei auf eine länderübergreifende Auswertung von DNA-Spuren. Die Ermittler hatten am Tatort Hautschuppen und zwei Zigarettenkippen gefunden. Diese Spuren werden mit Gen-Datenbanken in einem Dutzend Ländern abgeglichen. Der stellvertretende Dienststellenleiter bei der Kripo Fürstenfeldbruck, Roberto Rossi, bestätigte am Mittwoch einen entsprechenden Bericht der »Süddeutschen Zeitung«.

Es könne aber Monate dauern, bis Ergebnisse vorlägen, sagte er. Eine Auswertung der DNA-Spuren in deutschen Datenbanken habe keine Ergebnisse erbracht. Wichtige Informationen könnten auch von Tankstellenbetreibern im Umkreis kommen. »Wir überprüfen alle Tankstellen, weil sie meistens eine Videoüberwachung haben.«

Die Täter hatten Anfang November die 100 Kilogramm schwere, 190 Zentimeter hohe und 95 Zentimeter breite Tür mit der zynischen Parole aus der Verankerung gehebelt, über das verschlossene Tor der äußeren Umzäunung gehievt und abtransportiert. Ein Neonazi-Verdacht liegt nahe. Auch zahlen Sammler von NS-Devotionalien weltweit viel Geld. Erwiesen ist aber nichts. »Da sind wir im Bereich der Spekulationen«, sagte Rossi. »Wir haben keine konkreten Hinweise - leider.«

Hinweise aus der Bevölkerung brachten bisher keinen Durchbruch bei den Ermittlungen. Zwei Zeugen hatten unabhängig voneinander berichtet, sie seien von Fremden mit ausländischem Akzent angesprochen und nach dem Weg zur KZ-Gedenkstätte gefragt worden. Aber: »Der eine spricht von einem dunklen Fahrzeug, der andere von einem hellen Fahrzeug«, sagte Rossi.

Im KZ Dachau mussten die Häftlinge bei ihren Arbeitseinsätzen jeden Tag durch das 1936 errichtete Tor mit der Parole »Arbeit macht frei« gehen. Damit sei es das zentrale Symbol für den Leidensweg der Häftlinge, sagte die Leiterin der Gedenkstätte, Gabriele Hammermann. Der Satz prangte als Toraufschrift auch über anderen NS-Konzentrationslagern.

Vor etwa fünf Jahren hatten Diebe im Auftrag schwedischer Neonazis aus der Gedenkstätte Auschwitz ebenfalls den Schriftzug »Arbeit macht frei« gestohlen. Er konnte aber nach umfangreicher Fahndung innerhalb weniger Tage sichergestellt werden; die Täter wurden gefasst und verurteilt. Ob es einen Zusammenhang gibt, ist offen. dpa/nd

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