Poesie des Grauens

Andrew Miller: »Friedhof der Unschuldigen«

  • Sabine Neubert
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Alte Friedhöfe haben etwas Faszinierendes. Dass dieser Roman, der zum großen Teil auf einem Friedhof spielt, so fesselt, liegt einerseits an seiner historisch-hintergründigen Aussage, andererseits an Andrew Millers Art des Erzählens, die auch in der Übersetzung noch deutlich wird. Dabei geht es hier um lautes, zerstörendes Geschehen an einem stinkenden Ort, um Aufräumarbeit, wie sie in diesen Dimensionen in der Geschichte der Friedhöfe wohl einmalig gewesen ist, nur dem Abräumen von Schlachtfeldern vergleichbar.

1785, also am Vorabend der Französischen Revolution, erhält der junge Ingenieur Jean-Baptiste Baratte im Schloss von Versailles vom Minister des Königs einen ungewöhnlichen Auftrag. Er soll den alten, mitten in Paris liegenden Friedhof samt dem Beinhaus und der dazu gehörenden, längst schwarz und baufällig gewordenen Kirche beseitigen. Hunderttausende von Toten sind im Laufe der Jahrhunderte auf diesem Friedhof bis vor...


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