Weniger Eier durch Stallpflicht

Vogelgrippe-Maßnahmen in sechs Bundesländern

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Schwerin. Wegen der Vogelgrippe empfiehlt das zuständige Bundesforschungsinstitut eine Stallpflicht für Nutzgeflügel in Regionen mit einer hohen Wildvogeldichte. Das Risiko einer Einschleppung durch Wildvögel, insbesondere über den Vogelzug, sei derzeit hoch, teilte das Friedrich-Loeffler-Institut auf der Ostseeinsel Riems in seiner ersten Risikobewertung zur Einschleppung des H5N8-Erregers mit. Begründet wird die Einschätzung mit dem Fund einer infizierten Wildente am 17. November auf der Insel Rügen, dem noch nicht abgeschlossenen Herbstvogelzug und dem bevorstehenden Winterzug von Wildvögeln aus Sibirien.

Angesichts der Vogelgrippe muss bislang unter anderem in Mecklenburg-Vorpommern sowie in einigen Regionen Nordrhein-Westfalens, Niedersachsens, Brandenburgs, Schleswig-Holsteins und des Saarlands alles Geflügel eingesperrt werden. Die Risikobewertung liegt seit Dienstagabend allen Bundesländern vor, die darüber entscheiden, ob und wo Stallpflicht ausgesprochen werden soll.

Die Experten empfehlen in ihrer Analyse eine »risikobasierte« Aufstallung von Geflügel, »zumindest für Geflügelhaltungen, die sich in Regionen mit hoher Wildvogeldichte oder in der Nähe von Wildvogel-Rastplätzen befinden«. Betroffen sind demnach vor allem die Küstenregionen, aber auch einzelne Seen- oder Auengebiete und Flusslandschaften, in denen sich Rastvögel aufhalten.

Für Hühnerhalter kann die Stallpflicht für die Tiere bedeuten, dass weniger Eier in den Nestern zu finden sind. Die Legeleistung von Hennen wird vom Licht beeinflusst, erklärte Elke Lembcke vom Vorstand des Geflügelwirtschaftsverbandes Mecklenburg-Vorpommern. Die großen Eierproduzenten helfen daher mit künstlichem Licht nach. Optimal sind 14 Stunden Licht für Legehennen. »Dann lässt die Legeleistung nicht nach«, sagte die Geschäftsführerin des Bio-Erzeugerzusammenschlusses Fürstenhof.

Problematisch sei allerdings, dass die Hennen morgens vor den Klappen stehen und ins Freie wollen. Einzelne Tiere seien dabei schon erdrückt worden, sagte Lembcke. Normalerweise gehen die Hühner täglich hinaus. Im Stall bleiben sie nur bei sehr schlechtem Wetter. Ein weiteres Problem seien Krankheiten. Im Stall steige die Infektionsgefahr, sagte Geflügelhalterin.

Der Landwirt Johannes Lampen vom Gut Vorder Bollhagen (Landkreis Rostock) hält 1025 Hennen in fünf mobilen Ställen. Die Tiere bleiben auch weiterhin draußen. »Wir haben zusätzliche Unterstände mit festen Dächern gebaut«, sagte er. Der Betrieb werde zusätzlich überdachte Volieren anschaffen. Die Hennen hätten somit Tageslicht. Zusammen mit Kraftfutter lasse die Legeleistung nicht nach, meinte er.

In Nevern bei Neukloster (Nordwestmecklenburg) betreibt Thomas Dasenbrock eine konventionelle Freiland-Hennenhaltung mit 39 000 Plätzen. Seine Tiere haben im Stall so viel Platz wie bei einer Bodenhaltung, sagte er. Entsprechend sei auch die Legeleistung.

In Mecklenburg-Vorpommern leben die meisten Legehennen in konventioneller Freilandhaltung. 2013 waren es nach Angaben des Statistischen Amtes 45,4 Prozent. Im Bundesschnitt sind es nur 15,7 Prozent. Die Bodenhaltung hatte im Vorjahr im Land einen Anteil von 27,8 Prozent, die Bio-Haltung von 26,7 Prozent. Im Land wirtschaften 72 Legehennenbetriebe mit einer Kapazität von jeweils mindestens 3000 Hennenplätzen. Die Betriebe hielten im Vorjahr 2,65 Millionen Tiere. Im Mittel legte jede Henne 283 Eier. dpa/nd

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