Werbung

Russland droht 2015 eine Rezession

Wirtschaft des Landes leidet insbesondere unter niedrigem Ölpreis und Rubelschwäche / Sanktionen des Westens treffen insbesondere den Banken- und Energiesektor

  • Thomas Körbel und Alexander Marjin
  • Lesedauer: 2 Min.
Russlands Wirtschaft ächzt unter geopolitischen Spannungen und fallendem Ölpreis. Die Behörden in Moskau warnen bereits vor einer Rezession. Doch in der russichen Führung herrscht Streit darüber, wie ernst die Krise wirklich ist.

Moskau. Der sinkende Ölpreis und die Sanktionen des Westens lassen Russlands Wirtschaft im kommenden Jahr voraussichtlich schrumpfen. Das Wirtschaftsministerium warnte am Dienstag in Moskau vor einer Rezession. 2015 dürfte die russische Wirtschaftsleistung um 0,8 Prozent abnehmen, sagte der stellvertretende Wirtschaftsminister Alexej Wedew Agenturen zufolge. Zuvor hatte die Regierung noch ein Wachstum von 1,2 Prozent erwartet. Es wäre die erste Rezession in Russland seit 2009. Dem Wirtschaftsministerium zufolge sei der Ausblick vor allem im ersten Quartal negativ, ab der zweiten Jahreshälfte werde eine leichte Erholung erwartet.

Finanzminister Anton Siluanow kritisierte die Prognose dennoch als zu düster. Bei der Prognose handle es sich nicht um eine abgestimmte Position der Regierung, sondern um einen vorläufigen Ausblick, sagte Siluanow. Ein Wachstum von bis zu drei Prozent 2016 sei bei einem Ölpreis von 80 Dollar je Barrel (159 Liter) nicht ausgeschlossen, meinte Siluanow. Derzeit liegt der Ölpreis niedriger. Der Finanzminister kritisierte außerdem, dass den Berechnungen des Wirtschaftsministeriums ein zu niedriger Rubelkurs zugrunde liege.

Der Kurs der russischen Währung hängt stark von der Ölpreisentwicklung ab: Sinkt der Preis für die Ressource wie zuletzt, fällt auch der Rubelkurs. Kostete etwa ein Euro Anfang des Jahres noch rund 45 Rubel, so müssen die Russen inzwischen mehr als 60 Rubel für einen Euro auf den Tisch legen.

Der Ölpreis hat seit Jahresbeginn um rund 30 Prozent nachgelassen. Regierungschef Dmitri Medwedew hofft nun auf eine Entspannung am Energiemarkt. »Jetzt wäre es gut, wenn das Öl etwas teurer würde, den Rest können wir machen«, sagte er beim Besuch einer Raffinerie.

Wegen der anhaltenden Rubel-Schwäche rechnet das Wirtschaftsministerium für 2015 mit einem Kapitalabfluss von 90 Milliarden Dollar (72 Milliarden Euro) statt wie bisher angenommen von 50 Milliarden Dollar. Für 2014 gehen die Behörden zudem von einer Kapitalabwanderung in Höhe von rund 125 Milliarden Dollar aus.

Unsicherheit lösen die Sanktionen zwischen Russland und dem Westen aus. Wegen der Ukraine-Krise haben die EU und die USA das Riesenreich mit harten Strafmaßnahmen belegt, die vor allem russische Banken und den wichtigen Energiesektor treffen. Russland stoppte daraufhin den Import bestimmter Lebensmittel aus dem Westen. Der Schaden durch die Sanktionen für die russische Wirtschaft wird auf rund 40 Milliarden Euro in diesem Jahr geschätzt.

Fallender Ölpreis, Kapitalflucht und Sanktionen: Die wirtschaftlichen Probleme reißen auch ein Loch in den russischen Staatshaushalt. Wedew sagte, er erwarte einen Verlust für den Etat 2015 von rund 90 Milliarden Dollar. dpa/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal