Vollgepumpt mit Angst

Unter falschem Namen im Versteck: Hans Keilsons »Tagebuch 1944«

Anfang März 1944 entschloss er sich zu einem Tagebuch. »Keine Angst mehr, mich anzuschauen«, notierte er. »Nicht mehr schönfärben. Sagen, wie ich es mir im Geheimen sage. Die Hemmung des weißen Papiers auf den Denk- und Schreibvorgang ist überwunden. Ich werde meine Gedanken und Erfahrungen niederschreiben.«

Da lebte Hans Keilson, der deutsche Jude, der Emigrant, der Erzähler, schon eine Weile versteckt im niederländischen Delft, versehen mit einem gefälschten Pass, ausgestellt auf den Namen Dr. van der Linden, und dankbar, dass ihm das Ehepaar Riemtsma Unterschlupf gewährte. Er war, geboren 1909 in Bad Freienwalde, jetzt vierunddreißig Jahre alt, war Jazzmusiker, Turn- und Schwimmlehrer gewesen, hatte 1933 bei S. Fischer seinen Debütroman »Das Leben geht weiter« veröffentlicht, der, kaum ausgeliefert, schon verboten wurde, und war 1936 in die Niederlande geflohen. Friedrich Hebbels Tagebuch, das Keilson im letzten Sommer gelesen hatte...


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