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Netanjahus Bomber sind handlungsfähig

Weiterer uneingestandener Angriff Israels auf Syrien

  • Oliver Eberhardt, Jerusalem
  • Lesedauer: 2 Min.
Israels Luftwaffe hat am Sonntag Ziele in Syrien angegriffen. Bombardiert wurden Einrichtungen der syrischen Armee. Dort sollen für die Hisbollah bestimmte Waffen gelagert worden sein.

»Kein Kommentar«, sagt das Verteidigungsministerium; »wir äußern uns grundsätzlich nicht zu ausländischen Medienberichten«, heißt es im Büro von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu. Doch was man nicht zu hören bekommt, ist: »Wir waren’s nicht«. Denn so oder ähnlich hört es sich regelmäßig an, wenn Israels Regierung oder Sicherheitsapparat mit etwas überhaupt nicht im gleichen Atemzug genannt werden will.

Allerdings: Bei den Ereignissen am Sonntag gibt es auch wenig zu bestreiten. Am helllichten Tag, was ungewöhnlich ist, griffen mehrere Kampfjets das Lagerhaus einer Import-Export-Firma, die sich im Besitz der syrischen Regierung befindet, am Flughafen von Damaskus an. Fotos zeigen Kampfjets und die für Raketen typischen weißen Streifen in der Luft; die Bilder werden für echt gehalten. Ausländische Journalisten am Ort berichteten am Montag zudem von weiträumigen Absperrungen rund um das Gelände. Außerdem wurde eine Militärbasis zwischen Damaskus und der libanesischen Grenze bombardiert.

Im Umfeld des israelischen Sicherheitsapparates heißt es, an den beiden Orten seien Waffen gelagert worden, die für die Hisbollah in Libanon bestimmt gewesen seien. Juwal Steinitz, Israels Geheimdienstminister, sagte zudem im israelischen Rundfunk: »Unser Linie ist es, Lieferungen von fortgeschrittenen Waffensystemen an terroristische Organisationen zu verhindern.« Wobei mit solchen Organisationen die Hisbollah gemeint sein dürfte. Sie wird sowohl von Syrien als auch Iran, dem derzeit engsten Verbündeten von Syriens Präsident Baschar al-Assad, militärisch und finanziell unterstützt.

Bemerkenswert ist auch, dass Steinitz sich so schnell zu einem Interview bereit fand. Tage zuvor, nachdem in Israel die Koalition zusammengebrochen war, hatte man in der Öffentlichkeit die Frage diskutiert, wie handlungsfähig Israels Regierungsapparat in der sehr langen Übergangszeit bis zur Vereidigung von neuem Parlament und neuer Regierung frühestens im April sein werde. Denn die Lage im Gaza-Streifen ist nach wie vor instabil; im Westjordanland droht eine weitere Intifada. Israelische Medien werteten die Angriffe deshalb als Signal an die Öffentlichkeit wie an die Gegner jenseits der Grenzen. »Natürlich sind wir auch in diesen Monaten handlungsfähig«, sagt ein Mitarbeiter Netanjahus.

Doch dieses Signal baut voll und ganz auf der Annahme, dass weder Syriens Militär noch die Hisbollah derzeit Vergeltung gegen Israel üben werden. Es war das bislang achte Mal, dass Israel Ziele in Syrien angegriffen hat; zwölf Mal wurden Stellungen vom Golan aus beschossen. Syriens Militär schlug bisher nie zurück. Denn Damaskus müsste dafür eine weitere Front eröffnen. Die Hisbollah antwortete einmal, nachdem Anfang 2013 Ziele in Libanon bombardiert worden waren.

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