Bewaffneter Friedensprozess
Exklusivinterview mit Nicolás Rodríguez Bautista, 1. Kommandant der ELN-Guerilla
Berlin. Umweltschutz und Frieden: Diese beiden Themen standen im Zentrum der Kolumbien-Reise von Entwicklungsminister Gerd Müller. Über die Hälfte der Fläche Kolumbiens ist mit Wald bedeckt. Die zweitgrößte Artenvielfalt der Welt und eine für das globale Klima entscheidende Fähigkeit, Treibhausgas zu binden, zeichnen ihn aus. Zentrales Problem beim Waldschutz: Der Großteil seiner Fläche liegt im kolumbianischen Konfliktgebiet.
Bei seinem am Sonntag beendeten Besuch hat Müller mehr als 300 Millionen Euro, vor allem als Darlehen, für Umweltschutz und Friedensbemühungen in Kolumbien für die kommenden zwei Jahre zugesagt. Der bewaffnete Konflikt, der seit 1964 anhält, hat mindestens 220 000 Todesopfer und an die sechs Millionen Vertriebene verursacht. Der Krieg wird in hohem Maße durch den Anbau von Kokapflanzen und den illegalen Abbau von Rohstoffen wie Gold finanziert. Dafür muss der Wald weichen. Auch die Bauern, die vor der Gewalt fliehen, lassen sich woanders nieder und roden sich Grundstücke frei. Gleichzeitig fürchten viele Experten, dass der Wald nach einem Ende des Krieges in noch größerem Stil abgeholzt wird, um die reichhaltigen Rohstoffvorkommen abzubauen.
Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos hat es sich zum Ziel gesetzt, Frieden zu schaffen, und verhandelt seit 2012 mit der FARC-Guerilla. Seit Juni 2014 hat Bogotá auch Verhandlungen mit der ELN-Guerilla aufgenommen. »Wir müssen die Opfer um Vergebung bitten! Das ist die zwingende Voraussetzung für Aussöhnung.« Das erklärte Nicolás Rodríguez Bautista, 1. Kommandant der ELN-Guerilla, im Exklusivinterview in »neues deutschland«. »Es ist ein Prozess der Wahrheit, von dem man weiß, wann er beginnt, aber nicht, wann er aufhört«, blickt er verhalten optimistisch in die Zukunft. ml Seite 10
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