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»The Interview«-Start fällt aus

Sony sagt nach Hackerangriffen die zu Weihnachten geplante Premiere des Nordkoreafilms ab

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Unterhaltungskonzern Sony verzichtet auf die Premiere seiner Komödie »The Interview«, die für den 25. Dezember vorgesehen war. Hacker waren zuvor in die Sony-Netzwerke eingedrungen.

Angeblich von der nordkoreanischen Regierung unterstützte Hacker haben vor Cyberangriffen als Rache für einen Film über den Mord an Nordkoreas Diktator Kim Jong Un gewarnt. Sony Pictures Entertainment hat daraufhin den für den 25. Dezember geplanten Kinostart des Streifens »Das Interview« abgesetzt.

Sony Pictures stand bei seiner Entscheidung nicht allein. Das zum japanischen Sony-Konzern gehörende Filmunternehmen in Los Angeles stoppte den Film, nachdem drei der größten Kinoketten in den Vereinigten Staaten - AM Entertainment, Cinemark Theatres und Regal Cinemas - erklärt hatten, sie würden den Film nicht zeigen, da sie Gewalttaten oder ein Cyber-Chaos befürchteten.

»Wir respektieren und verstehen die Entscheidung unserer Partner und wir teilen natürlich ihr übergeordnetes Interesse an der Sicherheit der Angestellten und der Kinozuschauer«, heißt es in einer Erklärung von Sony. »Wir stehen zu unseren Filmemachern und ihrem Recht auf freie Meinung und sind äußerst enttäuscht über diese Auswirkung.«

Es ist nicht klar, ob das Unternehmen diesen Film jemals ins Kino bringen wird. »Sony hat keine weiteren Pläne für den Start des Films«, sagte ein Sprecher. Die Kosten des Films belaufen sich auf 42 Millionen Dollar.

In »The Interview« spielen der Komödiant Seth Rogan und der Herzensbrecher James Franco zwei unfähige Fernsehjournalisten, die von der CIA angeheuert werden, um Kim Jong Un zu töten. Der Film zeigt, wie der Kopf von Kim explodiert, als eine Rakete seinen Hubschrauber trifft. Rogan und Franco haben zur Absage bisher nicht Stellung genommen.

Im November waren Auszüge des Films öffentlich gemacht worden. Eine Gruppe von Hackern, die sich Wächter des Friedens nennen, infiltrierte darauf hin das Computersystem von Sony und publizierte peinliche E-Mails mit kritischen Bemerkungen von Managern und Schauspielern über einander. In einer Mail hat die Hackergruppe Schlimmeres angedroht, falls der Film anlaufe. »Erinnern Sie sich an den 11. September 2001. Wir empfehlen Ihnen, sich von öffentlichen Plätzen fernzuhalten«, schrieben die Friedenswächter. »Was immer in den kommenden Tagen geschieht, ist auf die Gier von Sony Pictures Entertainment zurückzuführen.«

Am Mittwoch zitierten Medien anonyme Quellen aus der US-Regierung, wonach Nordkoreas Regierung hinter den Hackern stehe. Offiziell sagte das Heimatschutzministerium, es gebe keinen glaubwürdigen Hinweis auf geplante Angriffe auf Kinos. Präsident Barack Obama spiele den Zwischenfall herunter. »Wir untersuchen das und nehmen es ernst. Wenn wir etwas sehen, das wir für ernst und glaubwürdig halten, dann werden wir die Öffentlichkeit alarmieren. Aber im Moment ist meine Empfehlung, dass die Leute ins Kino gehen sollen.«

Andere Politiker sahen den Vorgang kritischer. Der Ex-Sprecher des Repräsentantenhauses, New Gingrich, schrieb von einem »sehr, sehr gefährlichen Präzedenzfall.« Talkmaster Jimmy Kimmel nannte Sonys Entscheidung »eine unamerikanische Feigheit, die terroristische Aktionen belohnt und einen schrecklichen Präzedenzfall schafft«. Alec Ross von der Columbia University sagte, die Hacker hätten gezeigt, dass die USA den Cyberterrorismus ernster nehmen müssten. Das sei eine »echte Gefahr.« Die Kosten, um eine bösartige Cyberwaffe zu bauen, seien erschreckend gering. Es gebe überall Hackergruppen, die man anheuern könne.

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