Kutterfischer auf Öko-Kurs

2015 könnte an der Nordseeküste zu einem Jahr der Wende und Neuinvestition werden

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.
Unabhängig von den Unbilden der Natur und des Marktes werden die Herausforderungen für die Nordseefischer in diesem Jahr zunehmen. Ein Grund ist die neue »Anlandepflicht« für Beifang.

Klagen gehört auch an der Küste zum guten Geschäft. So blicken die Nordseefischer trotz sinkender Treibstoffpreise auf »gemischte Ergebnisse« in 2014 zurück. Dabei haben die besonders bei Touristen beliebten Krabbenfischer die Erträge in der zweiten Jahreshälfte »deutlich steigern können«, räumt Peter Breckling vom Verband der deutschen Kutter- und Küstenfischer in Hamburg ein. Nach jahrelanger Fangflaute und Streiks gegen die holländischen Großabnehmer lief es 2014 fast so gut wie im ersten Nachkrisenjahr. Erneut wurden 14 000 Tonnen angelandet, und die Erzeugerpreise lagen nicht allzu weit ab vom Allzeithoch.

Auch die Kutterfischer »auf Seelachs« sind es zufrieden: Aufgrund von Quotenkürzungen mussten sie sich zwar mit 8000 Tonnen begnügen, doch die Erzeugerpreise verbesserten sich um acht Prozent, so dass sich laut Verband »das Ergebnis stabil zeigte«. Und der Kurs der Kabeljaufischer lief sogar »verbessert«. Dagegen litten die Schollenfischer unter Überfluss - ein Phänomen, welches Landwirten vertraut ist. Politische Regulierungen und natürliche Veränderungen des Bestandes sorgten für üppige Fangmöglichkeiten, wodurch die Preise für den Edelfisch abtauchten. Daher blieb ein Teil der Fangquote von 6000 Tonnen ungenutzt.

Unabhängig von den Unbilden der Natur und des Marktes werden die Herausforderungen in diesem Jahr zunehmen. Europäisches Parlament und EU-Rat sorgten für eine »Anlandepflicht«: Der lästige Beifang an zu kleinen Fischen und unverkäuflichen Sorten darf nicht mehr ins Meer zurückgeworfen, sondern muss an Land gebracht werden. Damit will die Politik Klarheit über die tatsächlich gefangenen Mengen schaffen, und die Fischer zwingen, beispielsweise die Zahl der Nachwuchs-Schollen zu reduzieren, die bei der Jagd auf die weit kostbarere Seezunge ins Netz geraten.

Ziel ist eine »selektive Fischerei«. In der Nordsee gilt sie anders als in der Ostsee zunächst nur für »pelagische« Fische, also solche, die im offenen Meer leben; ab 2016 auch für Grundfische wie Scholle und Seezunge. Dazu müssen die Fischer in neue Fangtechniken investieren. Viele sträuben sich noch und verweisen auf hohe Kosten.

Landwirtschaftsminister verweisen dagegen auf den für die Umrüstung bis 2020 üppig gefüllten Öko-Topf - den Europäischen Meeres- und Fischereifonds EMFF. Und auch Karoline Schacht von der Naturschutzorganisation WWF betont die Chancen durch die Anlandepflicht für Fische und Fischer. Schacht fordert »ein proaktives Engagement von den Fischern für eine langfristige Lösung«. Noch sei Zeit zu wenden, die Fördertöpfe seien gut gefüllt. Unzufrieden sind die Umweltschützer allerdings mit den jüngsten Quotenbeschlüssen der EU-Minister. Sie fielen hinter den Erwartungen für die neue Fischereipolitik der EU zurück, die künftig auf den »höchstmöglichen Dauerertrag eines Fischbestandes« setzt.

Verbandschef Breckling versichert dennoch: »Die Stimmung in der Branche ist für das kommende Jahr verhalten optimistisch.« Die Quoten seien besser, die Treibstoffpreise befördern die Ertragslage. Unsicher bleiben die Erzeugerpreise. Eine Verknappung des Angebotes auf den Fischmärkten sei nicht in Sicht.

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