Kurdisches Lob für deutsche Waffen

Von der Leyen besuchte Peschmerga-Camp in Irak

  • Michael Fischer, Erbil
  • Lesedauer: 2 Min.
16 000 Sturmgewehre, 10 000 Granaten, 500 Panzerabwehrraketen: Deutschland hat bereits jede Menge Waffen für den Kampf gegen die Terrormiliz IS nach Nordirak geschickt.

Generalmajor Asis Wejsi hat beste Erfahrungen mit deutschen Waffen gemacht. Mit 500 Sturmgewehren vom Typ G3 und G36 haben seine kurdischen Peschmerga-Kämpfer kurz vor Weihnachten in einer dreitägigen Offensive das nordirakische Sindschar-Gebirge von der Terrormiliz »Islamischer Staat« (IS) zurückerobert und die jesidische Bevölkerung befreit. »Milan«-Abwehrraketen haben mit Sprengstoff beladene Lastwagen zerstört, die der IS als fahrende Bomben einsetzen wollte. Gepanzerte Fahrzeuge vom Typ »Dingo« haben einigen seiner Männer das Leben gerettet.

Trotzdem hat der Kommandeur von 4500 Soldaten ein Problem. Er hat zu wenig von fast allem: Gewehre, Raketen, Munition, Fahrzeuge. »Die Unterstützung für den Kampf gegen IS ist ein Tropfen im Meer«, sagt er. »Den Kampf gegen IS haben wir unter null begonnen. Jetzt sind wir erst bei null.«

Wejsi hat am Montag für einen Tag die Front verlassen, um genau das auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen zu sagen. Zum Abschluss ihrer zweitägigen Irak-Reise macht sich die CDU-Politikerin in einem Peschmerga-Camp vor den Toren der Metropole Erbil ein Bild von der Einweisung kurdischer Soldaten in den Gebrauch deutscher Waffen. Acht Fallschirmjäger der Bundeswehr kümmern sich im Moment darum. Bis die Kurden vom Sturmgewehr G36 über die Panzerfaust bis zur Pistole P1 alles bedienen können, dauert es vier Wochen. Derzeit werden neun Soldaten ausgebildet. Bei 10 000 Peschmerga, die mit deutschen Waffen für 70 Millionen Euro ausgerüstet wurden, ist das nicht gerade viel. Die Bundeswehr setzt deswegen auf Multiplikatoren, die ihr Wissen weitergeben. Außerdem bekommen die Fallschirmjäger sehr bald Verstärkung. Wenn der Bundestag Ende Januar zustimmt, können bis zu 100 deutsche Ausbilder nach Erbil geschickt werden. Dann soll es aber um mehr als nur um den Waffengebrauch gehen: Die Peschmerga sollen dann auch Sprengfallen-Entschärfung, Bekämpfung von Scharfschützen und den Straßenkampf innerhalb von Ortschaften üben. Im Sindschar-Gebirge kämpften die Kurden größtenteils noch ohne Einweisung mit den deutschen Waffen. Das sei aber auch egal gewesen, sagt einer der Soldaten, die dabei waren. Man habe sich die Bedienung selbst angeeignet.

»Wenn die Peschmerga die ›Milan‹ sehen, dann sagen sie: Wir haben diesen Krieg gewonnen, bevor wir gekämpft haben«, schwärmt er. Allerdings kann mangelnde Ausbildung auch tödliche Folgen haben. Einer der fünf von der Bundeswehr gelieferten »Dingos« wurde von einer fahrenden Bombe des IS seitlich gerammt. Das Fahrzeug brannte aus, alle sechs Insassen starben. Die Bundeswehr vermutet »unsachgemäßen Umgang«. dpa

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