Bei Facebook ist Pegida plötzlich reinlich

Mit Löschungen im Internet wollen Anführer ihr Image des besorgten Bürgers retten

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.
Pegida gerät nicht nur in Dresden immer mehr ins Zwielicht. Zu deutlich werden rechtsextreme Ansichten von Anführern.

Pegida-Gründer Lutz Bachmann aus Dresden gibt sich sächsisch bodenständig. Doch er ist auch besorgt um die Zukunft von Ganz-Deutschland. Er stellt sich mutig und mit offener Brust islamistischen und sonstigen Terroristen entgegen und natürlich lehnt er für sich jegliche Form von Radikalität ab. Das habe nichts zu tun damit, dass er - weil lange kriminell unterwegs - vorbestraft ist und unter Bewährungsauflagen leben muss.

Dieses »Volkstribun«-Bild möchte der Noch-Pegida-Chef von sich verbreitet sehen. Doch nun verfolgt die sächsische Justiz Bachmann erneut. Man hat ein formelles Ermittlungsverfahren »wegen des Verdachts der Volksverhetzung« eingeleitet, bestätigt die Generalstaatsanwaltschaft in Dresden am Mittwoch. Anlass sind aufgetauchte Facebook-Einträge aus dem vergangenen September. Ein Nutzer, der sich Lutz Bachmann nennt, bezeichnete darin Asylbewerber als »Viehzeug«, das »aus gutem Grund bewacht werden muss!« Zudem werden Ausländer als »Gelumpe« und »Dreckspack« beschimpft. Der Schreiber behauptet, es gebe »keine echten Kriegsflüchtlinge«. Das Fass zum Überlaufen brachte ein ins Netz gestelltes Foto, auf dem nachgewiesen Lutz Bachmann als »Hitler« posiert.

»Man muss sich auch mal selbst auf die Schippe nehmen«, wiegelte Pegida-Bachmann gegenüber der »Bild«-Zeitung ab und redete sich damit heraus, er habe sich von Satirerollen des Schauspielers Christoph Maria Herbst inspirieren lassen.

Herbst ließ von seinem Anwalt die Darstellung zurückweisen, wonach Bachmann das »Hitler«-Foto an Herbsts Facebook-Pinnwand gepostet habe. Herbst hat gar keine eigene Seite in dem sozialen Netzwerk, wie er mitteilte. Ebenso versah der Schauspieler Bachmanns Foto auch nie mit einem »Like«. Viel wird davon abhängen, on die Ermittler den rechtswirksamen Nachweis der Volksverhetzung erbringen können. Bachmanns Facebook-Seite wurde gründlich gesäubert.

Dieses »Großreinemachen« findet auch bei anderen Pegida-Anführern statt. Beispiel: Der Anmelder der Pegida-Aufzüge in Wien, Arnold S. - ein rechtsextremer Hooligan -, löschte seine Vorlieben für die »Nordic Brotherhood«, die »Identitäre Bewegung Wien« und andere gewalttätige Rechtsaußen-Truppen. Selbst die Kuschelnähe zur FPÖ wurde scheinbar aufgehoben, um als unbescholtener Vorreiter einer »seriösen Bürgerrechtsbewegung« aufzutreten.

Ob das Bachmann auch gelingt? Wie lange halten seine Getreuen zu ihm? Pegida-Vize René Jahn knurrt bereits: »Der Vorfall um das Hitler-Bild muss Konsequenzen haben. Das geht überhaupt nicht. Mit so etwas will ich nichts zu tun haben.« Am Mittwoch wollte die Vereinsspitze zusammenkommen, um über mögliche Sanktionen zu debattieren.

Auch die Alternative für Deutschland (AfD) wird unruhig. Es mehren sich abseits von Parteichef Bernd Lucke Stimmen, die raten, man möge - trotz Interesses an zusätzlichen Wählerstimmen - besser Abstand zu den Pegida-Führern gewinnen.

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