Zeugnisse ohne Zensur in allen Fächern

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Lehrer in Brandenburg leiden unter Arbeitsbelastung und werden krank. Deswegen gibt es im ersten Halbjahr nicht überall Zeugnisse.

Potsdam. In Brandenburg wird es nach dem ersten Schulhalbjahr nicht überall komplette Zeugnisse mit Zensuren für alle Fächer geben. »Der Unterrichtsausfall wurde in diesem Land viel zu lange kleingeredet«, kritisierte am Freitag der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag, Gordon Hoffmann. Es sei Pflicht der Landesregierung dafür zu sorgen, dass jeder Schüler den Unterricht erhalte, der ihm zustehe.

Etwa 2000 Schüler werden keine vollständigen Zeugnisse erhalten, erläuterte Bildungsministeriumssprecher Florian Engels. Zum Winterhalbjahr 2013/2014 seien es etwa 4000 gewesen. Keine Noten werde es an einigen Schulen unter anderem in Religion, Sport, Physik, Musik und Biologie geben. Die genauen Zahlen sollen zu Wochenbeginn bekannt gegeben werden.

Die Landtagsabgeordnete Marie-Luise von Halem (Grüne) warf der rot-roten Landesregierung vor: »Wenn eine Leistungsbewertung unmöglich ist, weil der Unterricht gar nicht erst stattfand, liegt klares Versagen des Staates vor. Das Land muss sicherstellen, dass der Unterricht erteilt wird, ohne Wenn und Aber. Doch erneut zeigt sich, dass es immer noch zu wenig Lehrer gibt, um alle Fächer abzudecken und Unterrichtsausfall hinreichend zu vertreten.« Das Bildungsministerium müsse sich vorwerfen lassen, »viel zu zögerlich gegen den Unterrichtsaufall vorzugehen«. Äußerst ärgerlich sei, dass Bildungsminister Günter Baaske (SPD) kürzlich noch den Eindruck vermittelt habe, mit den inzwischen neu eingestellten 900 Lehrern sei der Bedarf gedeckt, rügte Marie Luise von Halem.

»Es liegt am Krankenstand«, weiß die Abgeordnete Kathrin Dannenberg (LINKE), die es als Lehrerin an ihrer Schule in Calau selbst erlebte. Wenn einige Kollegen oft krank werden und die Stunden nicht von einem Lehrer vom Fach vertreten werden können, dann könne keine Zensur erteilt werden. Hier müsse sich das Land tatsächlich etwas überlegen, sagte Dannenberg.

»Wir brauchen dauerhafte Entlastungen«, forderte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Günter Fuchs. Vor allem die Betreuung von Flüchtlingskindern mit zum Teil traumatischen Erlebnissen erfordere mehr Personal, so Sozialarbeiter, Schulpsychologen oder Therapeuten. Gefragt seien auch Lehrer, die Deutsch als Fremdsprache unterrichten, sagte Fuchs. Er verlangte: »Das Land muss für Lösungen sorgen.« dpa/nd

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