Mit 38 Jahren noch ganz vorn dabei
Als Weltbester kommt Kim Collins zum Hallen-ISTAF
Berlin. Wenn der Startschuss kracht, ist Kim Collins in seinem Element. Dann packt ihn das Jagdfieber. Doch der Mann ist kein Teenager mehr, am 5. April wird er 39. Deshalb nimmt er heute andere Trophäen ins Visier. »Keine Mädchen mehr! Nur noch Rekorde und Medaillen«, sagt der Sprinter von den Karibik-Inseln St. Kitts und Nevis. Mit 40, gesteht er jetzt zum ersten Mal, will er 2016 in Rio noch einmal nach einer Olympiamedaille greifen. Der 100-Meter-Sensationsweltmeister von 2003 ist der Dauerbrenner der Leichtathletik.
Beim Berliner ISTAF Indoor will er das am Samstag wieder beweisen: Die Zuschauer beim größten Hallenmeeting der Welt können sich auf die nächste Kim-Collins-Show freuen. »Vor einem Jahr«, erklärt der sprintende Weltbürger, »das war wunderbar: die Zuschauer, die ganze Show. Ich wollte einfach wiederkommen.« Für Furore hat der Karibik-Sprinter aber eher an der frischen Luft gesorgt: WM-Gold im 100-Meter-Wimpernschlagfinale 2003 in Paris war schlichtweg eine Sensation. Acht Mal hintereinander - von 1997 bis 2011 - trat Collins bei einer Leichtathletik-WM an. »Alle neune« schlägt's dann Ende August 2015 in Peking: Im »Vogelnest« will er zum ersten 100-Meter-Läufer aufsteigen, der bei vier verschiedenen Weltmeisterschaften Medaillen holt. Nach Gold 2003 hatte Collins 2005 und 2011 jeweils Bronze geholt.
Mit seinem Alter kokettiert der 1,75 Meter große und mit 64 Kilo eher schmächtige Sprinter nicht. »Wenn ich zur Startlinie gehe, egal wo, dann bin ich der, der ich bin. Das Alter spielt dann keine Rolle. Ich gebe mein Bestes. Ich versuche immer zu gewinnen«, meint Collins. Auch in Berlin. Er siegte bei der Premiere vor einem Jahr, diesmal kommt er mit der Empfehlung von 6,48 Sekunden: Hallenweltbestzeit über 60 Meter.
Sein »goldener Tag« von Paris, der 25. August, wird in St. Kitts & Nevis seit 2010 sogar als Kim-Collins-Day gefeiert. Auch der 20. Juli 2014 steht in den Annalen der Leichtathletik: In London sprintet Collins in 9,96 Sekunden zum Sieg - mit 38 Jahren, 3 Monaten und 15 Tagen ist er bis dato der älteste 100-Meter-Läufer, der unter zehn Sekunden blieb.
Nun will der Ü35-Sprinter bis zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro durchhalten. »Als Sportler träume ich immer noch von einer Olympiamedaille«, sagt der ehrgeizige Athlet. Er weiß aber auch: Rio ist seine letzte Chance.
Kleine Brüche in der Vita haben seiner Karriere kaum geschadet. Eine halbe Dopingaffäre überstand der Commonwealth-Champion 2002 unbeschadet: Collins hatte eine verbotene Substanz in seinem Asthma-Medikament über Jahre nicht deklariert.
Und bei Olympia 2012 in London schickten ihn die erbosten Funktionäre noch vor dem ersten Start nach Hause: Statt zu trainieren, hatte er sich zu seiner Frau in ein Hotel abgesetzt. Trotz seiner Eskapaden bleibt er für sein Land ein Exportschlager, und auch auf den Inseln geht die Post ab: Kim Collins strahlte seine Landsleute schon von zwei Briefmarken an. dpa/nd
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