Letzter Schrei von der Ostsee
Aus für den Modepreis Baltic Fashion Award - Heringsdorf sagt Veranstaltung ab
Mode, Models, Meer: Der »Baltic Fashion Award« sollte als Modebotschafter Glanz und Glamour nach Mecklenburg-Vorpommern bringen. Nach 13 Jahren ist der alljährliche Modepreis für junge Nachwuchsdesigner aus dem internationalen Ostseeraum Geschichte. Es sei trotz größter Anstrengungen nicht gelungen, Sponsoren aus der Wirtschaft für die Veranstaltung zu gewinnen, begründete der Kurdirektor der Gemeinde Heringsdorf, Thomas Heilmann, das Aus.
Das Land Mecklenburg-Vorpommern hatte zuvor zur Bedingung gemacht, dass jeder Förder-Euro mit einem Unterstützer-Euro aus der Wirtschaft ergänzt werden müsse. Diese Voraussetzung konnte nicht erfüllt werden. Die Gemeinde zog deshalb die Reißleine und sagte die noch 2014 vom Land mit 90 000 Euro unterstützte Veranstaltung ab. »Es tut mir in der Seele weh«, sagte Heilmann. Bereits für dieses Jahr wurde kein Wettbewerb mehr ausgeschrieben.
Eine Verjüngungskur mit einem flotteren Image und der Wechsel der Veranstalteragentur hatten die Dinge nicht mehr ändern können. Das Schweriner Wirtschaftsministerium hatte seine Zuschüsse Jahr um Jahr gekürzt. Über die Gründe, warum sich kein Interessent für das Sponsoring fand, wollte Kurdirektor Heilmann nicht sprechen. Im Jahr 2002 wurde der mit 10 000, 7500 und 5000 Euro dotierte Modepreis erstmals vergeben. Jungdesigner aus Estland, Schweden, Dänemark oder Polen kamen mit kreativ-flippigen, avantgardistischen Kollektionen nach Usedom, stießen dort auf ein herzliches, aber eher beschauliches Umfeld. Anders als in der Millionenstadt Berlin treffen potenzielle Sponsoren hier auf eine deutlich kleinere Zielgruppe gut situierter, in der Regel älterer Urlauber. Nicht gerade das, was sich Mode- und Kosmetikkonzerne als Umfeld fürs Sponsoring wünschen. »Abseits der Modemetropolen hatte es der Baltic Fashion Award schwer, sich in der Szene zu etablieren«, sagte ein Mitarbeiter der Veranstaltung. Dabei war die Jury mit Martina Glomb, Modeprofessorin in Hannover und jahrelange Chefdesignerin bei Vivienne Westwood oder der jahrelangen Chefdesignerin von H&M, Margareta van den Bosch, hochkarätig besetzt.
Aus dem Landeswirtschaftsministerium hieß es, dass es zur weiteren Profilierung des Wettbewerbs ein ernsthaftes Engagement der Textil- und Bekleidungswirtschaft gebraucht hätte. »Junge und kreative Kollektionen sind kein Selbstzweck, sondern Voraussetzung für Beschäftigung und Wohlstand«, sagte ein Sprecher. Die Textil- und Bekleidungswirtschaft müsse sich ihrer Verantwortung hierbei bewusst sein. Schon in den vergangenen Jahren hatte die Veranstaltung, deren Jahresetat sich auf 350 000 Euro belief, für Diskussionen in der Gemeindevertretung des Seebades geführt. 120 000 Euro steuerte die Gemeinde bei und war zuletzt angesichts ihrer engen Haushaltslage nicht mehr dazu bereit. Daneben engagierten sich Hotels mit Sachleistungen, stellten Bettenkapazitäten zur Verfügung, sponserten das Catering.
»Es war eine demokratische Mehrheitsentscheidung, die ich persönlich bedauere«, sagt Heringsdorfs Bürgermeister Lars Petersen (parteilos). Zur Rettung hätte die Gemeinde ihren Anteil an der Modeveranstaltung deutlich erhöhen müssen. dpa/nd
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