Wo Minis in Form gebracht werden

Lichtenberger Pilotprojekt fördert Kinder aus sozial benachteiligten Familien

  • Steffiy Bey
  • Lesedauer: 2 Min.
»Minis ganz groß« - unter diesem Motto startet in Lichtenberg ein Pilotprojekt: Kinder aus sozial schwachen Familien werden dabei gezielt an Bewegungsangebote herangeführt.

Der kleine Parcours im großen Raum ist kunterbunt. Neben einer tiefblauen Matte liegen rote, grüne und gelbe Reifen, dahinter stehen ein Kasten, eine Bank und vier breite Schalen. Ohne zu zögern, rennen die Vierjährigen aus der Kita »Matt Lamb« los - hopsen, springen und balancieren. »Das habt ihr wirklich gut gemacht«, sagt Sportpädagogin Stefanie Jauch und animiert die Kleinen zu einer zweiten Runde.

In der folgenden Dreiviertelstunde gibt es noch ein paar Bewegungsspiele, bei der die Kinder nicht nur Arme und Beine einsetzen, sondern auch lautstark Tiere nachahmen oder nach Wörtern suchen, die zur Übung passen.

Seit Anfang Februar findet einmal wöchentlich so ein aktives Programm in Lichtenberg statt. »Wir möchten Bewegung, Spiel und Sport in den Alltag der Kinder integrieren und einen Beitrag zur Förderung der ganzheitlichen Entwicklung leisten«, erklärt die Lichtenberger Jugend- und Gesundheitsstadträtin Sandra Obermeyer (parteilos, für die Linkspartei). Entwickelt wurde das Modellprojekt vom Sportverein Tora Berlin, der es gemeinsam mit dem Kinderhaus Mark-Brandenburg, der firmaris gGmbH, dem sozialpädagogischen Institut Stiftung SPI und der Wohnungsbaugesellschaft bbg umsetzt.

Vier Kindertagesstätten in Lichtenberg nehmen aktiv an dem Programm daran teil. Die Einrichtungen liegen in Stadtteilen, in denen besonders viele sozial benachteiligte Familien leben. »Genau dort setzen wir an, weil die Einschulungsuntersuchungen in Lichtenberg wieder deutlich gezeigt haben, dass Kinder aus solchen Haushalten sehr schlecht in den motorischen Tests abschneiden«, erklärt Stadträtin Obermeyer den Hintergrund.

Insgesamt 60 Mädchen und Jungen zwischen vier und sechs Jahren machen beim zunächst auf zwölf Monate begrenzten Projekt mit. Neben den wöchentlichen Bewegungsstunden direkt in den Kitas steht ab kommenden April noch ein Nachmittagsangebot zur Verfügung. Kinder und Eltern dürfen ebenfalls kostenlos am Vereinssport des Kinderhauses Berlin-Mark Brandenburg teilnehmen. Geplant sind außerdem eine Kiezrallye, eine sportliche Entdeckungstour im Wohnumfeld, ein Eltern-Info-Abend zum Thema Bewegung und Ernährung sowie eine Sportshow, bei der die Teilnehmer ihre neue Fähigkeiten präsentieren. »Ziel ist es auch, die Bildungschancen benachteiligter Kinder zu verbessern und ihnen Erfolgserlebnisse zu vermitteln«, betont Marc Schmid vom SV Tora Berlin.

Das Pilotprojekt wird wissenschaftlich begleitet. Untersucht werden soll der Zusammenhang zwischen Bewegung und Entwicklung eines Kindes. Für das gesamte Vorhaben stehen 15 000 Euro aus dem Programm »Kultur macht stark« zur Verfügung.

Sabine Skodowski, Leiterin der Kita »Matt Lamb« betont: »Für die Kinder ist es eine Bereicherung, sie können nicht nur Sport treiben, sondern eben auch miteinander kommunizieren lernen.« Etwa 70 Prozent ihrer Kita-Kinder haben einen Migrationshintergrund.

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