Rostock dreht in letzter Minute das Spiel

3. Liga: In der Nachspielzeit kassiert der Hallesche FC noch das entscheidende 1:2 gegen Hansa Rostock

  • Max Zeising, Halle
  • Lesedauer: 3 Min.
Mit einer Energieleistung in der Endphase des Spiels schafften es die Hansakicker, das Ruder herum zu reißen und in Halle drei wichtige Punkte im Abstiegskampf zu erobern.

Toni Lindenhahn saß auf der Tribüne des halleschen Fußballstadions und wird sich seinen Teil gedacht haben. Der Mittelfeldspieler des Halleschen FC war vor knapp einem Jahr beim Drittliga-Heimspiel gegen Hansa Rostock zum Mann des Tages avanciert, als er in der letzten Minute mit einem fulminanten Distanzschuss den 4:3-Siegtreffer für seine Mannschaft erzielte. Diesmal musste Lindenhahn, der seit acht Monaten an einem Kreuzbandriss laboriert, mit ansehen, wie genau das Gegenteil passierte: Rostock traf in der Nachspielzeit zum 2:1-Erfolg beim HFC.

Vor 11 324 Zuschauern in der ausverkauften Arena entwickelte sich eine Partie, die eine alt bekannte Fußballweisheit bestätigte: Wenn eine Mannschaft ihre Torchancen nicht nutzt, wird sie dafür bestraft. So erging es dem HFC, der - durch einen Freistoßtreffer von Akaki Gogia (39.) 1:0 vorn liegend - in der zweiten Halbzeit richtig guten Fußball spielte und zahlreiche Möglichkeiten hatte, die Führung noch auszubauen. Doch die Hallenser konnten keine einzige dieser Möglichkeiten verwerten. Selim Aydemir scheiterte ebenso an Rostocks Torwart Marcel Schuhen wie Timo Furuholm per Hacke, Florian Brügmann aus der Distanz und Sören Bertram mit einem Freistoß.

Dann passierte auf der anderen Seite das Unglaubliche: Ein Eckball von Christian Bickel klatschte an den Pfosten, sprang anschließend vorbei am verdutzten HFC-Torwart Pierre Kleinheider durch den Fünfmeterraum und landete schließlich bei Marcel Ziemer, der aus kurzer Distanz den 1:1-Ausgleich erzielte (74.). Und kurz vor Schluss war es wieder eine Standardsituation, die die Rostocker Führung einleitete: Nach einem Freistoß von Bickel traf Oliver Hüsing per Kopf zum 1:2-Endstand (90.+2).

Entsprechend verärgert waren die HFC-Spieler nach Schlusspfiff. »Wir schaffen es einfach nicht, eine Führung zu verwalten oder das 2:0 zu erzielen«, sagte Marco Engelhardt. Das Problem ist nicht neu. Bereits zum sechsten Mal in dieser Saison konnten die Hallenser einen Vorsprung nicht über die Zeit retten. Erst vor einer Woche kassierten sie bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund kurz vor Schluss den Ausgleich.

Auch die Rostocker gestanden, dass der Sieg nicht unbedingt verdient war. »Er war glücklich«, sagte Trainer Karsten Baumann, der die für den Abstiegskampf enorm wichtigen drei Punkte natürlich trotzdem gern mitnahm. Hansa ist im Jahr 2015 mit drei Siegen und zwei Unentschieden noch ungeschlagen und konnte sich durch den Auswärtserfolg ein wenig von den Abstiegsrängen befreien. Der HFC bleibt derweil im tabellarischen Niemandsland mit Blickrichtung nach unten. Ansonsten ist noch positiv hervorzuheben, dass diese traditionsreiche Partie zwischen den zwei rivalisierenden Fangruppen ohne größere Zwischenfälle über die Bühne gehen konnte. Fast 1500 Polizisten und Ordnungskräfte sicherten das Spiel ab, die Einsatzkräfte kamen aus vier Bundesländern: Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Am Ende sprachen alle jedoch nur noch über Sport. Für den HFC allerdings war auch das kein sehr angenehmes Thema an diesem Nachmittag.

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