Nigeria besteht Reifeprüfung

Amtsinhaber Goodluck Jonathan akzeptiert Wahlniederlage gegen Muhammadu Buhari

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.
Nigeria steht vor der ersten demokratischen Machtübergabe seiner Geschichte. Noch-Präsident Goodluck Jonathan gestand seine Niederlage gegen Muhammadu Buhari ein.

»Unser Land hat sich nun der Gemeinschaft der Nationen angeschlossen, die die Wahlurne genutzt haben, um in freier und fairer Wahl einen Präsidenten zu wechseln«, sagte Buhari am Mittwoch in seiner Siegesrede in Abuja. Nigeria habe seinen »Glauben an die Demokratie« gezeigt, sagte Buhari. »Für mich ist das wahrhaft historisch«, fügte der 72-Jährige hinzu.

Amtlichen Angaben zufolge konnte der Muslim Buhari bei der Wahl im bevölkerungsreichsten Land Afrikas am Samstag und Sonntag 2,57 Millionen Stimmen mehr auf sich vereinen als der christliche Amtsinhaber Goodluck Jonathan. Er erreichte damit knapp 54 Prozent.

Jonathan hatte seine Niederlage bereits am Dienstag eingeräumt. Buhari sagte, Jonathan habe ihn »genau um 17.15 Uhr angerufen und gratuliert«. Alle Nigerianer sollten ihm daher folgen und dem scheidenden Präsidenten zu seinem staatsmännischen Format gratulieren. Nach der Verkündung von Buharis Sieg strömten in seinen Hochburgen tausende Menschen auf die Straßen und feierten ihren neuen Staatschef.

Jonathan hatte den Nigerianern am Dienstag für die »großartige Chance, das Land zu führen«, gedankt. Er versicherte, bis zum Ende seiner Amtszeit alles in seiner Macht Stehende für das Wohl der Nation zu tun. »Ich habe dem Land freie und faire Wahlen versprochen«, sagte Jonathan. »Ich habe mein Wort gehalten.«

Bei den vorangegangenen Wahlen hatte es in Nigeria Zusammenstöße mit rund tausend Toten gegeben. Der zurückliegende Wahlkampf war von scharfer Rhetorik auf beiden Seiten geprägt, blieb aber bisher relativ friedlich.

In den kommenden Tagen will Buhari sich nun mit Jonathan zusammensetzen, um den demokratischen Stabwechsel vorzubereiten.

Jonathan und Buhari stehen für die Spaltung des Landes in den christlich geprägten, ölreichen Süden und einen muslimischen Norden. So waren es auch vor allem die nördlichen Gebiete, in denen Buhari überragend siegte, allen voran der Staat Borno. Die Region leidet besonders unter der Gewalt der Islamistengruppe Boko Haram.

Jonathans Gegner hatten dem Staatschef immer wieder vorgeworfen, die Gewalt nicht in den Griff zu bekommen. Letztlich entschied Buhari 21 der 36 Bundesstaaten für sich.

Bereits am Dienstag begrüßte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini den Wahlsieg Buharis »herzlich«. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erklärte am Mittwoch, die Wahl könne »Signalwirkung für die Region und für ganz Afrika haben«.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon gratulierte Buhari und bezeichnete seinen Wahlsieg und den damit verbundenen Machtwechsel als »Beweis für die Reife der Demokratie in Nigeria«. Ähnlich äußerte sich US-Präsident Barack Obama. Kommentar Seite 4

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