Überlebende von Auschwitz fordern Gerechtigkeit

In Lüneburg steht ein »Buchhalter« der SS vor Gericht

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Berlin. Die Überlebenden des Nazi-Vernichtungslagers Auschwitz erhoffen sich von dem am heutigen Dienstag in Lüneburg beginnenden Prozess gegen einen früheren SS-Mann zumindest späte Gerechtigkeit. Angeklagt ist der heute 93-jährige frühere SS-Unterscharführer Oskar Gröning. Er war für das Gepäck der Verschleppten auf der Bahnrampe von Auschwitz mit zuständig, verbuchte das Geld, das den Todgeweihten geraubt worden war und übergab es an die Berliner SS-Zentrale. Die Staatsanwaltschaft Hannover wirft ihm vor, Spuren der Massentötung verwischt zu haben, indem er half, Gepäck wegzuschaffen. Die Anklage beschränkt sich auf die Zeit der sogenannten Ungarn-Aktion der Nazis: Zwischen dem 16. Mai und dem 11. Juli 1944 trafen in Auschwitz mindestens 137 Eisenbahntransporte mit rund 425 000 Menschen aus Ungarn ein, von denen mindestens 300 000 in den Gaskammern getötet wurden.

Das Internationale Auschwitz-Komitee kritisiert die jahrzehntelange Untätigkeit der deutschen Justiz. Den Überlebenden des Holocaust gehe es nicht vorrangig um die Strafe, betonte Eva Pusztai-Fahidi (89) aus Budapest. Es gehe vielmehr darum, dass die deutsche Justiz klar sagt: »Das waren Schreckenstaten und das waren Verbrecher, die das getan haben.« Nach Ansicht der Nebenkläger-Anwälte Thomas Walther und Cornelius Nestler war die Vernichtung der Juden aus Ungarn im Sommer 1944 nur möglich, »weil viele, darunter auch der Angeklagte, an dem industriell arbeitsteilig organisierten Massenmord mitgewirkt haben«. nd/Agenturen

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