Wackelpudding an der Wand

Hans-Ulrich Obrist kann in seinem Buch »Kuratieren!« nicht erklären, was genau Kuratoren eigentlich wie und warum tun

Was haben Chris Dercon und Hans-Ulrich Obrist gemeinsam? Der 1958 geborene belgische Kurator und sein zehn Jahre jüngerer Schweizer Kollege sind beide Kunsthistoriker. Beide wohnen in London. Vor allem aber stehen sie für die Überdehnung eines schillernden Begriffs. Das Treffen junger Künstler und Wissenschaftler, das Obrist 1989 organisierte, nannte er »Zukunft kuratieren«. Und Dercon, derzeit Chefkurator der Londoner Tate Modern Gallery, darf als Intendant der Berliner Volksbühne ab 2017 Theater kuratieren. Man sieht: »Curating everything«, der Titel einer Schweizer Tagung unlängst, war nicht nur ironisch gemeint.

Natürlich liegt das Vage des »Berufs« Kurator im Begriff selbst. Ein Kurator muss nämlich kein Ausstellungsmacher sein. Kurator ist schon, wer Mitglied eines Kuratoriums ist, selbst der Verwalter eines Zoos nennt sich »Kurator«. Und pflegen, sorgen, heilen - nichts anderes verbirgt sich in dem lateinischen Wortkern »curare« ...


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