Ohne Sieger

Letztes TV-Duell Ringstorff gegen Seidel

  • Jürgen Seidel, Schwerin
  • Lesedauer: 2 Min.
War das, was am Mittwochabend als »Das Duell« angekündigt worden war, in Wahrheit schon der Beginn von Koalitionsverhandlungen? Auf jeden Fall hatte NDR-Chefredakteur Andreas Cichowicz als Moderator des TV-Streitgesprächs zwischen Amtsinhaber Harald Ringstorff (SPD) und Herausforderer Jürgen Seidel (CDU) zunächst einige Mühe, überhaupt den Streit zu entfachen. Und der blieb denn auch oft in eher kleinlichen Auseinandersetzungen stecken, statt Visionen für die existenziellen Landesthemen wie Arbeitslosigkeit und Abwanderung aufzuzeigen. Da waren weder der mitunter ein wenig müde und leicht genervt wirkende Landesvater noch der eine Spur angriffslustigere, aber wenig konkrete Landrat aus dem Müritzkreis wirklich überzeugend. Zudem war man sich vielleicht ein wenig zu oft einig - sogar in den Umrissen einer künftigen Kabinettsstruktur. So können sich Ringstorff wie Seidel eine künftige Regierung ohne Arbeitsministerium vorstellen, welches derzeit noch von Linksparteipolitiker Helmut Holter geführt wird. Überhaupt spielte der kleinere der beiden rot-roten Koalitionspartner während der 45 Minuten nur am Rande eine Rolle. Stattdessen ließ Seidel durchblicken, dass er für die Regierungsverantwortung sogar auf den Chefsessel des Ministerpräsidenten verzichten würde. Nicht zuletzt in rhetorischer Hinsicht blieben die Waffen merkwürdig stumpf. Alles in allem war es am Ende eher ein Abend ohne Glanz und Gloria. Dieses Schweriner Duell wirkte eher wie Schwerin ohne Schloss und man kann nur hoffen, dass Mecklenburg-Vorpommern nach diesem Sonntag mit etwas mehr Fortune regiert werden wird als während dieses Duells ohne Duellanten und - ohne klaren Sieger. Eher verloren haben dagegen das Image der Politik und ein Wahlvolk, dem nach der Sendung die Entscheidung am Sonntag eigentlich leichter fallen sollte. Was zu bezweifeln ist.
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