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Gute Geschäfte in Peking trotz Grenzproblemen

Indien und China schließen beim Spitzentreffen milliardenschwere Verträge

  • Hilmar König
  • Lesedauer: 2 Min.
Indien und China vertiefen trotz eines ernsten Grenzproblems ihre Zusammenarbeit mit milliardenschweren Abkommen beim Besuch des Premiers Modi in Peking.

Neu-Delhi. Chinas Präsident Xi Jinping stellte von der ersten Minute an eine angenehme Atmosphäre her. Bei seinem Indienbesuch im Dezember 2014 hatte Gastgeber Narendra Modi ihn in seinem Heimatstaat Gujarat empfangen und mit einer sehr persönlichen Begrüßung das Eis zwischen beiden Staaten brechen lassen. Jinping empfing den Gast nun in seiner Heimatstadt Xian, die durch die Tonsoldatenarmee weltberühmt geworden ist. Die Geste mündete in lukrativen Abkommen.

Schon in den ersten Stunden der Visite wurde die Absicht beider Seiten offenkundig, gemeinsam dafür zu arbeiten, dass die Vision vom »asiatischen Jahrhundert« Wirklichkeit wird. Als bevölkerungsreichste Länder mit beeindruckenden Wachstumsraten und einem Handelsvolumen von rund 61 Milliarden Euro sehen sie sich dazu geradezu verpflichtet. Und es geht um die Erfüllung eines Vermächtnisses Mahatma Gandhis aus dem Jahre 1942: »Als ein Freund Chinas sehne ich mich nach dem Tag, da ein freies Indien und ein freies China gemeinsam in Freundschaft und Brüderlichkeit zum eigenen Vorteil und dem der Welt kooperieren.«

Premier Modi zweifelte nicht daran, dass »das 21. Jahrhundert Asien gehört«. Vor Studenten der Pekinger Tsinghua-Universität sagte er am Freitag, beide Staaten würden das Wiedererstarken Asiens in einer multipolaren Welt begrüßen. Sein Amtskollege Li Keqiang stieß ins gleiche Horn und warb dafür, das gegenseitige politische Vertrauen zu stärken, »um gemeinsam eine faire und vernünftige internationale Ordnung aufzubauen«.

Peking und Neu-Delhi müssen nicht bei Null anfangen. Sie arbeiten bereits mit Brasilien, Russland und Südafrika in der BRICS-Gruppe zusammen. Die Schaffung eines ökonomischen Korridors, der sich von China über Myanmar und Bangladesch bis in den Nordosten Indiens erstreckt, sowie die Wiederbelebung der alten Seidenstraße könnten gleichfalls gemeinsame Betätigungsfelder werden. Mit 24 Abkommen über Handel, Bergbau, Eisenbahn, Kosmosforschung, Erdbebenmanagement oder Tourismus soll das Fundament der Kooperation nun verstärkt werden. Ihr Umfang beträgt zehn Milliarden Dollar.

Das leidige Hauptproblem kann man in absehbarer Zeit jedoch nicht aus der Welt schaffen: den seit etwas mehr als 50 Jahren bestehenden, aus der britischen Kolonialzeit stammenden und durch den Krieg im Jahre 1962 verschärften Grenzdisput. Beträchtliche Gebiete sind umstritten. China beansprucht 90 000 Quadratkilometer, Indien 38 000 Quadratkilometer. Auf den exakten Verlauf der Grenze vermochte sich eine gemeinsame Kommission seit 1990 nicht zu einigen. Es wurde nicht erwartet, dass Modis Visite hier einen Durchbruch bringt.

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