Seltene Dominanz

Kanada demütigt auch Russland im Finale der Eishockey-WM

  • Kristina Puck und Tobias Welck
  • Lesedauer: 3 Min.

Prag. Nach der Vorführung durch die Kanadier hatten die meisten der russischen Eishockeystars um Alexander Owetschkin schon vor dem Ende der Weltmeisterzeremonie genug. Noch bevor die Hymne der Sieger verklungen war, schlichen sie geschlagen vom Eis. Wie die Kanadier ihren 6:1-Triumph im WM-Finale von Prag zelebrierten, wollten sie nicht weiter über sich ergehen lassen. »Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich habe keine Worte dafür«, haderte Owetschkin ratlos. Die Kanadier um Kapitän Sidney Crosby mussten derweil lediglich die Suche nach dem »Champagner für den Pott« lösen. Ihre Aufgaben auf dem Eis hatten sie zuvor nicht vor Probleme gestellt. Mit seltener Dominanz rauschten sie durch das Turnier und auch durchs Endspiel.

Den Rekord für den höchsten Finalsieg der WM-Historie stellten die Kanadier gegen den Dauerrivalen ein. Es war eine weitere Demonstration ihrer Überlegenheit in den zwei Wochen in Tschechien. Zehn Siege in zehn Spielen feierte der Olympiasieger. Ganz nebenbei strich er damit eine Extraprämie von einer Million Schweizer Franken ein. Kanadas 25. Titel - der erste seit 2007 - kam so souverän zustande wie lange keiner. »Es ist ein sehr spezielles Gefühl, so ein Turnier zu bestreiten, wie wir es getan haben. Jeder war unglaublich«, schwärmte Crosby nach der Gala.

Der 27-Jährige durfte am Sonntagabend als Erster den Pokal in Empfang nehmen. Seine Trophäensammlung hat der Stürmer der Pittsburgh Penguins weiter aufgehübscht. Erst als 26. Spieler stieg er in den elitären »Triple Gold Club« des Eishockeys auf. Stanley Cup für den NHL-Titel, Olympiasieg, WM-Gold - die drei großen Erfolge zieren nun allesamt auch seine Vita.

Doch nicht allein der Ausnahmekönner ebnete den Weg, es war ein Teamerfolg. Mit 66 Treffern bei nur 15 Gegentoren waren die Kanadier eine Klasse für sich. Vom Viertelfinale an überwand nur der Russe Jewgeni Malkin zum 1:6-Endstand im Finale die Verteidigung. So musste der Weltmeister gar auf die groteske Frage antworten, ob er sich nicht mehr Gegenwehr im Turnier gewünscht hätte. Das Team sei »schon überlegen« gewesen, meinte Topscorer Jason Spezza schlicht.

Mit dem Potenzial darf sich der Titelträger bereits auf die nächste WM in Russland freuen. »Wir sind Kanadier, das ist unser Spiel«, stellte Colorados Stürmer Matt Duchene klar. »Das ist unser Anspruch und nichts weniger.« In St. Petersburg treffen damit auch die Deutschen wieder auf die Topnation, von der sie in diesem Jahr mit 0:10 gedemütigt worden waren. »Das goldene Kanada wälzt alle nieder«, schrieb die tschechische Zeitung »Pravo« am Montag. Kanada habe alle Gegner »zermalmt und Russland im Finale der Giganten erledigt.« »Eine empfindliche Niederlage«, erkannte die russische Zeitung »Sport Express« an. dpa/nd

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